■ Die Anderen: "Liberation" schreibt zu dem Angriff auf den Irak / "Le Monde" meint dazu ähnlich skeptisch
„Libération“ schreibt zu dem Angriff auf den Irak: Man bestraft ein bereits dauerhaft geschwächtes und erniedrigtes Land, bei dem man nur schwer erkennen kann, welche große Bedrohung es darstellt. Man bestraft vor allem ohne zu wissen, wohin die bewaffnete Konfrontation führen wird. So mühsam sie auch waren: Die Inspektionen der Unscom haben mit der Zeit mehr Waffen zerstört als der Golfkrieg. Ein möglicher Sturz Saddams, der nunmehr offiziell gefordert wird, ist völlig offen. Daher der Verdacht, es handele sich gar nicht so sehr um geopolitisches Kalkül. Der Angriff auf den Irak hat bereits dazu geführt, daß die Abstimmung des Repräsentantenhauses über ein Absetzungsverfahren gegen Clinton verschoben wurde.
„Le Monde“ meint dazu ähnlich skeptisch: Die Entscheidung der USA, gegen den Irak auf Gewalt zurückzugreifen, ist in jeder Hinsicht falsch: Der Sicherheitsrat wurde nicht eingeschaltet, obwohl Washington selbst vorgibt, im Namen der internationalen Gemeinschaft zu handeln. Sie ist falsch in ihrem Kern: Sie beruht nur auf dem zweifelhaften Bericht des Unscom-Chefs, des Australiers Richard Butler. Die Entscheidung, zu bombardieren, ist auch gefährlich. Mit ihr schlägt zweifellos das letzte Stündchen für die Unscom, der besten Garantie für die Abrüstung Iraks. Aus all diesen Gründen – von den zivilen Opfern ganz zu schweigen – kann sich diese Entscheidung als katastrophal erweisen.
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