■ Die Anderen: "Liberation" kommentiert den in Algerien in Kraft getretenen Spracherlaß zur Arabisierung des öffentlichen Lebens / "Le Parisien" sieht im Sieg über Deutschland die zweite internationale Anerkennung für Kroatien
„Liberation“ kommentiert den in Algerien in Kraft getretenen Spracherlaß zur Arabisierung des öffentlichen Lebens: Nein, niemand in Algier glaubt wirklich, daß der 36. Jahrestag der Unabhängigkeit tatsächlich den Beginn der völligen Arabisierung des Lebens bedeutet. Allen voran stehen die Würdenträger des Regimes, die nie eine zweisprachige Erziehung ihres Nachwuchses aufgegeben haben, um sie anschließend zum Studium ins Ausland zu schicken. Das Unglück für Algerien ist, daß diese (arabische) Identität eine falsche Identität ist. Etwa ein Viertel der Bevölkerung spricht die Berber-Sprache, und die anderen Algerier sprechen nicht das klassische Arabisch des Korans, das ihnen aufgedrückt werden soll, sondern sprechen algerisches Arabisch. Und die Verwaltung arbeitet grundsätzlich auf Französisch. Ob es nun den Herren gefällt oder nicht – Algerien ist pluralistisch.
„Le Parisien“ sieht im Sieg über Deutschland die zweite internationale Anerkennung für Kroatien: Der spektakuläre Sieg über Deutschland, seit jeher ihr politischer Verbündeter, und ihr Vorrücken ins Halbfinale der WM bedeuten eine phantastische internationale Anerkennung. Es ist die zweite Geburt dieser jungen Nation, die aus dem Zerfall Jugoslawiens hervorging. Das ist ein wirklicher Glücksfall für Tudjman, der sich vom Experten für marxistische Literatur zum unerbittlichen Nationalisten mauserte.
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