■ Die Anderen: "Le Figaro" über Helmut Kohls Verhalten angesichts der Studentenproteste / "Nesawissimaja Gaseta" zur weltpolitischen Rollen der USA und Rußlands
„Le Figaro“ aus Paris schreibt über Helmut Kohls Verhalten angesichts der Studentenproteste: Kohl mag die Professoren nicht. Er verdächtigt sie, nicht richtig zu arbeiten. Regelmäßig geißelt er seine Landsleute wegen deren Unbeweglichkeit und ihrer Weigerung, Neues zu wagen. Deshalb konnte er den Ausbruch der Studenten nur schwer verurteilen. Aber der Kanzler befindet sich schon im Wahlkampf. So beeilt er sich, die Schuld für die Uni-Misere seinen sozialistischen Gegnern zu geben. Die Tatsache, daß die Länder die Verantwortung für die Finanzverwaltung der deutschen Universitäten haben, ändert aber nichts daran, daß der Bund seit Jahren seinen Beitrag zur Entwicklung der Universitäten nicht erhöht hat.
Die Moskauer „Nesawissimaja Gaseta“ kommentierte die weltpolitische Rollen der USA und Rußlands: Die Beilegung der Irak-Krise hat Rußlands Fähigkeit gezeigt, auch im derzeitigen geschwächten Zustand die Weltpolitik zu beeinflußen. Die Lage um den Irak beweist, daß Amerika der Rolle der einzigen Supermacht nicht gerecht werden kann. Es ist kein Zufall, daß Clinton im Telefongespräch mit Jelzin die Verhandlungen Moskaus mit Bagdad unterstützte. Es ist auch zu bezweifeln, ob die USA im Nahost-Friedensprozeß ohne Rußland auskommen können. Rußland wird sich aber damit abfinden müssen, daß seine Versuche, sich als selbständige Kraft zu behaupten, zwangsläufig Gereiztheit in den USA hervorruft.
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