■ Die Anderen: "Lausitzer Rundschau" über den Tod des algerischen Asylbewerbers Omar Ben Nui / "Iswestija" zu den Kosovo-Verhandlungen
Die lokale „Lausitzer Rundschau“ über den Tod des algerischen Asylbewerbers Omar Ben Noui in Guben: Blinde Wut und unfaßbare Machtlosigkeit haben uns erfaßt. Doch wir dürfen nicht sprachlos werden angesichts der Ereignisse von Guben. Mölln, Solingen und jetzt die Neißestadt sind traurige Mahnmale, die uns aufrütteln sollen, aktiv gegen jede Gewalt aufzubegehren. Wir dürfen nicht die Augen verschließen, wenn rechte Skinheads randalieren, harmlose Passanten prügeln und ausländische Mitbürger attackieren und in den Tod treiben. Die grausame Tat ist nur das Ende einer Kette der Intoleranz, des Hasses und der Heuchelei. Wer die Worte der Ausländerfeindlichkeit an vielen Stammtischen hört, der weiß, daß die Saat für solche Entwicklungen längst gelegt ist. Wir alle sind aufgefordert, wachsam zu sein und vehement in allen Lebensbereichen das Thema der Rechtsradikalität zu diskutieren. Verharmlosung ist sträflich. Auch wir Journalisten müssen mehr denn je darauf achten, daß diesem Haß begegnet wird. Die Nation schaut auf Guben. Das Echo zeigt, daß die Betroffenheit zur breiten Bewegung wird. Viele verdammen die Tat, und auch die Rundschau wird mit aller Kraft gegen solche schlimmen Tendenzen kämpfen. Guben ist überall. Die Kerzen, die in diesen Tagen entzündet werden, dürfen nicht in Vergessenheit geraten, wenn die Ereignisse aus den Schlagzeilen verschwinden. Die Kerzen von Guben sind Mahnung für Toleranz, Vertrauen, Nächstenliebe und eine Zukunft ohne Haß. Dafür müssen wir alle eintreten, wo immer wir Gelegenheit dazu haben. Denn Guben ist überall.
Und in einem weiteren Komentar schreibt dieselbe Zeitung: Ein Mensch wurde zu Tode gehetzt – nicht in seinem Heimatland Algerien, aus dem er vielleicht flüchtete, weil Massaker dort leider an der Tagesordnung sind, sondern hier bei uns, im angeblich zivilisierten Deutschland. Omar Ben Noui ist tot, weil er in seiner furchtbaren Angst eine Tür eintrat. Er hatte immerhin die Hoffnung, dahinter Hilfe zu finden. Ob der sterbende junge Mann noch wahrgenommen hat, daß wenigstens diese Hoffnung sich erfüllte? Auch wenn die Hilfe zu spät kam.
„Iswestija“ (Moskau) über die Kosovo-Verhandlungen: Die russische Führung ist kategorisch gegen eine mögliche Gewaltaktion der Nato. Sie ist sich dabei im klaren darüber, daß der Kreml keinerlei reale Chancen hat, deren Durchsetzung zu verhindern.
Das bedeutet, daß die einzige Chance, das Gesicht zu wahren und keine Verschärfung der Beziehungen zum Westen zuzulassen, darin besteht, die Serben davon zu überzeugen, sich der Stärke zu beugen und einen Kompromiß einzugehen. Genau darum wird sich der russische Gesandte Iwanow allem Anschein nach in Rambouillet kümmern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen