: "Das"statt "daß"eingeschmuggelt? -betr.: Leserbrief "Kampf dem Silbensalat", taz-Bremen vom 21.11.1997
Betr.: Leserbrief „Kampf dem Silbensalat“, taz vom 21.11.1997
Was bringt die Redaktion wohl dazu, meinen Leserbrief, in dem ich mich u.a. über die Fehlerhäufigkeit in der taz auslasse, so abzudrucken, daß im ersten Wort ein Fehler („das“statt „daß“) eingeschmuggelt wird, der in meinem Originalschreiben nicht vorhanden ist? Vielleicht ist es heimliche Rache, weil die dort enthaltene ironische Diagnose von Lese-Rechtschreibschwäche im Zusammenhang mit subtiler Lehrerfeindlichkeit als überspitzte Polemik begriffen wird. Deshalb hier einige erläuternde Bemerkungen im trockenen Ton: Daß sich eine Schulleiterin befleißigt, den Satz „Lehrer sind keine Faulpelze“zu beweisen, läßt sich nur mit dem fatalen Irrtum erklären, solche sozialen Vorurteile ließen sich im Hinblick auf das Objekt korrigieren. Tatsächlich sagen solche Vorurteile aber mehr über die Verfassung der Subjekte aus, die sie pflegen und verbreiten.
Bleibt also die Frage nach den (geheimen) Motiven der Macher. Dazu lassen sich allerdings von außen nur Vermutungen anstellen, z.B. die, daß Redakteure, die allein sprachlich-formal evidente Schwierigkeiten haben, die taz Bremen nicht vollends auf das Niveau eines lokalen Käseblättchens herabzuwirtschaften (von den Inhalten hier zu schweigen), seinerzeit womöglich ihre liebe Not mit ihren Lehrern gehabt haben oder heute mit gutem Recht ihre unzureichende schulische Qualifikation bemängeln, dafür aber vielleicht vorschnell ihre Lehrer verantwortlich machen. Den Lehrern wäre dagegen zu wünschen, daß sie sich nicht so weit erniedrigten, auf die sozialen Vorurteile, denen sie in der (medialen) Öffentlichkeit ausgesetzt sind, mit skurrilen Gegenbeweisen oder gar mit Anpassungsgesten zu reagieren (wie etwa einer Diskussion von Arbeitszeitmodellen mit Blick auf ein vorurteilsgeladenes Publikum), welche ja vielleicht tatsächlich nicht zur Verbesserung ihres Rufs, sondern ihrer leichteren Ausbeutbarkeit wegen von Schulleiterinnen und anderen ins Spiel gebracht werden.
Heinrich Ebbers
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