piwik no script img

■ Die Anderen"Bild" / "Neues Deutschland" zur Bundestagswahlkampfdebatte

„Bild“ hält Kohl für den Gewinner der Bundestagsdebatte: Mit Kohl als Wahlkämpfer muß man immer rechnen. Gerhard Schröder sagt das gerne. Das gestrige Duell im Bundestag gab ihm recht. Der Kanzler gelassen, erstaunlich frisch und schlagfertig. Der Herausforderer nicht schlecht, aber vielleicht etwas verhalten. Überraschend: Kohl ging mit dem „Herrn Ministerpräsidenten“ behutsamer um als erwartet: „Schiefgelegen – nichts dazugelernt.“ Wie erwartet: Die Opposition wurde außen- und sicherheitspolitisch abgewatscht. Väterchens Lehrstunde. Schröder keilte zurück, Kohl sei „nicht zukunftsfähig“, und der Kanzler, der das Land vereinte, habe es „sozial gespalten“. Doch dann folgten wie einst bei Franz Josef Strauß zu viele Zahlen. Statistik statt Politik. Das Duell hat stattgefunden. Beide sind am Leben geblieben. Punktsieger: im Zweifel Kohl.

Das PDS-nahe „Neue Deutschland“ entdeckt ein Duett, kein Duell: Schade nur, daß Schröders Inhalte verwaschener sind, die Ansprache gekünstelter. Hat man den Hauptvorwurf der sozialen Spaltung und finanziellen Zerrüttung gehört, so weiß man alles. Darunter leidet die Spannung. Der gelegentliche Griff ins Parlamentsarchiv beweist im Grunde nur, daß dieses kein Duell war, sondern ein Duett. Und einer von den beiden im dunkelblauen Anzug sang etwas stimmungsvoller als der andere.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen