„pro reli“-debatte : „In der Klasse ist das kein Thema“
„Während fast kein Tag mehr vergeht, an dem nichts über ‚Pro Reli‘ in den Zeitungen zu lesen ist, wird in meiner Klasse kaum darüber gesprochen. Komisch eigentlich – dabei sind wir als Schüler die Betroffenen des Volksentscheids.
Die Aktion richtig verstanden habe ich eigentlich erst, als ich in letzter Zeit anfing, Zeitungsartikel darüber zu lesen. Klar, vorher hatte ich schon die ‚Werte brauchen Gott‘-Plakate auf den Straßen gesehen, aber – man sieht schließlich so vieles – ich hatte sie auch schnell wieder vergessen. Ich habe mich einfach nicht viel mit dem Thema beschäftigt, obwohl ich Religion ziemlich interessant finde und es auch gerne wieder als Schulfach hätte.
Im Unterricht haben wir nicht über ‚Pro Reli‘ geredet, nicht mit unserer Klassenlehrerin und auch nicht mit einem anderen Lehrer. Auch nicht in Ethik. Unser Lehrer sagte, als ich ihn kürzlich darauf ansprach, er habe versucht, das Thema auf die Tagesordnung zu setzen. Die Klasse habe an dem Tag jedoch ‚einen sehr diffusen Eindruck‘ gemacht. Er fügte hinzu: ‚Abgesehen von dem Gesprächsbedarf einiger Mädchengruppen über Ethik-ferne Themen ist mir an diesem Tag eine offen gezeigte Unlust der sich eher lautstark bemerkbar machenden Jungengruppen entgegengeschlagen. Damit war ‚Pro Reli‘ als Thema gestorben.‘
So konnten wir – diffus, wie wir waren – nicht einmal in Ethik darüber reden. Viel Zeit, vom Lehrplan abzuweichen, bleibt sowieso nicht: Schließlich sind für uns nur noch acht statt neun Gymnasialjahre vorgesehen.
Ein paar meiner Mitschüler habe ich gefragt, was sie über die ‚Pro Reli‘-Aktion denken. Einige finden sie gut und hätten auch im Unterricht gerne darüber geredet. Die meisten hatten jedoch noch nicht einmal davon gehört. Muss ja auch nicht sein. Wir müssen ja nicht abstimmen. Das machen andere für uns.“ CECILIA KILIMANN
Cecilia Kilimann besucht die Klasse 9b der Paul-Natorp-Schule in Friedenau und war Schülerpraktikantin in der taz