portrait : Der „beste Mann“ für Airbus
Die Lobeshymnen klangen fast verdächtig: Jawohl, Gustav Humbert sei „der beste Mann“, hieß es, als bekannt wurde, dass der 55-Jährige neuer Chef des Flugzeugbauers Airbus werden soll. Die Nominierung gilt als sicher, auch wenn der Mutterkonzern, der Luft- und Raumfahrtkonzern Eads, sie vor dem morgigen offiziellen Termin nicht bestätigen wollte.
Humbert, bislang die Nummer zwei im Vorstand, wird der erste Deutsche an der Spitze des Unternehmens sein. Seine Airbus-Karriere begann der promovierte Ingenieur, der Maschinenbau und Fertigungstechnik studiert hat, 1980 beim Hamburger Flugzeugbau, der zum damaligen Konsortium gehörte. 1990 wurde er Leiter des Hamburger Airbus-Werks, vier Jahre danach Chef der späteren DaimlerChrysler-Tochter Dasa, wo er sich als Sanierer hervortat: Gleich zu Beginn seiner Amtszeit setzte er das Sparprogramm Dolores durch, das hunderte Arbeitsplätze vernichtete – aber ohne betriebsbedingte Kündigungen auskam. Betriebsräte aus diesem Umfeld begrüßen seinen Aufstieg. Humbert sei „stets an der Sache orientiert und fair“. Ähnlich klingt es beim Bundesverband der Deutschen Luft- und Raumfahrtindustrie, dessen Präsident er damals war: „Er ist sachlich, effizient, organisiert.“
Dass sich Humbert nie auffällig nach vorne gedrängt hat, hat womöglich zum jetzigen Karrieresprung beigetragen. Denn mit seiner Berufung soll ein deutsch-französisches Machtgerangel bei Eads beendet werden. Der bisherige Mr. Airbus, Noël Forgeard, der mit dem Eads-Rüstungschef Thomas Enders die neue Eads-Führung bilden soll, hatte im Vorfeld versucht, diese Doppelspitze abzuschaffen, unterstützt vom französischen Staatspräsidenten Jacques Chirac persönlich. Großaktionär DaimlerChrysler hatte das aber verhindert. Ebenso wie Forgeards Versuch, den Chefsessel bei Airbus interimsmäßig zu behalten. Neben persönlichen Gründen spielten dabei sicher politische Gründe eine Rolle: Mit einem Deutschen als Airbus-Chef sah die französische Regierung ihre Chancen für ein Ja beim EU-Referendum schwinden. Das dürfte auch das Motiv sein, weshalb Eads gestern noch zu Humberts Berufung schwieg. Abgesehen von diesem Hindernis ist Humbert aber auch für Forgeard eine gute Lösung: Immerhin hat er bewiesen, dass er eng mit dem exzentrischen Franzosen zusammenarbeiten kann.
BEATE WILLMS