portrait : Friedensaktivist schützt Gaza-Siedler
Die Situation könnte kaum absurder sein: Ausgerechnet der Generalsekretär von Schalom achschaw („Frieden jetzt“), der Organisation, deren Ziel die Auflösung der jüdischen Siedlungen im Palästinensergebiet ist, soll im Juli seinen Reservedienst in Hebron leisten, um dort jüdische Siedler vor möglichen palästinensischen Übergriffen zu schützen. „Ich verweigere keine Befehle“, sagt Jariw Oppenheimer. Diesmal fällt ihm das gar nicht schwer.
Die sonst in Hebron stationierten Soldaten werden von Oppenheimers Einheit ersetzt, um an einem Vorbereitungslager für ihre große Mission im August teilzunehmen: die Räumung der Siedlungen im Gaza-Streifen. „Indirekt helfe ich also der Regierung bei der Umsetzung des Abzugsplans“, meint der 28-Jährige gut gelaunt. Trotzdem sei es „sehr seltsam, wenn man das ganze Jahr über gegen die Siedler agiert und plötzlich so einen Befehl bekommt“.
Schalom achschaw entstand 1978 und ist die älteste und größte israelische Friedensgruppe. Sie konzentriert sich seit Jahren auf die Dokumentation des Aus- und Neubaus jüdischer Siedlungen. Der agile Junggeselle lernte sein Handwerk in der Arbeitspartei, der er sich schon als 16-Jähriger anschloss. Später wurde er zum Chef der Jugendabteilung der Partei. Damals wie heute steht Öffentlichkeitsarbeit im Zentrum seiner Aufgaben.
Zusammen mit der Arbeitspartei und anderen Friedensgruppen organisiert Schalom achschaw regelmäßig Demos und Kundgebungen. „Diejenigen, die zum Bürgerkrieg einladen, sollten wissen, dass wir zur Schlacht bereit sind“, rief Oppenheimer jüngst den Befürwortern des Abzugs aus dem Gaza-Streifen zu. Das sind nicht gerade pazifistische Wort aus dem Mund des Chefs einer Friedensorganisation, doch ein Pazifist will Oppenheimer gar nicht sein. Die Siedler sollten wissen, dass „wir ihrer Gewalt nicht nachgeben können“. Wenn sie sich „wie Terroristen verhalten, werden sie entsprechend behandelt werden.“ Als „Abschaum“ und „Verräter“ schimpfte ihn jüngst ein politischer Gegenspieler, trotzdem rechnet Oppenheimer nicht mit Angriffen derer, die er nächsten Monat beschützen soll. Wenn man in Uniform kommt, gelte man automatisch als auf ihrer Seite stehend. Tatsächlich habe er positive Rückmeldungen von politischen Gegnern bekommen dafür, dass er den Reservedienst nicht verweigert. Eine solche Überlegung gab es für den studierten Juristen nie. Im Gegenteil: Schalom achschaw appellierte kürzlich in einem Inserat, sich freiwillig zur Polizei und Armee zu melden, wenn Sicherheitskräfte für den Abzug gebraucht werden. SUSANNE KNAUL
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