portrait : Prediger eines islamischen Weltstaats
Der zweite Sieger bei den Präsidentschaftswahlen am vergangenen Freitag, Mahmud Ahmedinedschad, zählt zum militärischen Arm der radikalen Islamisten. Wenn er die Wahl gewinnen würde, sagte er kürzlich bei einer Wahlveranstaltung, werde er dafür sorgen, dass „wir wieder zu einem lupenreinen, islamischen Gottesstaat zurückkehren“. Die Reformer, beeinflusst von „Intrigen westlicher Staaten“, hätten das Land ins Verderben geführt. „Wir lassen nicht zu, dass die mit dem Blut unserer Märtyrer getränkte Erde unseres Landes von Fremden, antiislamischen Kräften okkupiert wird.“
1956 im zentraliranischen Garmsar geboren, schloss sich Ahmedinedschad in der Zeit seiner Ausbildung zum Bauingenieur der islamischen Oppositionsbewegung gegen den Schah an. Nach der Revolution nahm er als Mitglied der Revolutionsgarden an dem achtjährigen Iran-Irak-Krieg teil. Er wurde mit dem Posten des Gouverneurs der Provinz Ardebil belohnt. Bei den Kommunalwahlen 2003, bei denen es eine massive Wahlverweigerung gab und nur rund 30 Prozent der Wähler an die Urnen gingen, wurde er zum Bürgermeister von Teheran gewählt.
Ein nach Europa geflüchteter Mitarbeiter des Geheimdienstes berichtete, dass Ahmedinedschad vor zwei Jahrzehnten an Mordattentaten gegen Dissidenten, darunter auch am Mordanschlag 1989 in Wien gegen den Führer der Demokratischen Partei des iranischen Kurdistan, Abdolrahman Ghassemlu, beteiligt gewesen sei.
Iran brauche eine dritte islamische Revolution, sagt Ahmedinedschad, eine Revolution, die „alles Verderbliche hinwegfegt, die Gerechtigkeit walten lässt und den Armen und Barfüßigen Wohlstand bringt“. Das Land müsse, statt von denen, die sich Reichtum angehäuft haben, von frommen, ehrlichen Gläubigen verwaltet werden. Auch außenpolitisch dürfe sich Iran nicht dem Diktat der Amerikaner und Europäer beugen. Iran habe ein Recht auf den Besitz der Atomtechnologie, und „dieses Recht werden wir uns niemals nehmen lassen“. Mit solchen Sprüchen ist es dem Bürgermeister, der aus einfachen Verhältnissen stammt, offensichtlich gelungen, einen beträchtlichen Anteil der Stimmen für sich zu verbuchen.
Ahmedinedschad träumt auch von einem islamischen Weltstaat. „Wir müssen uns auf einen einheitlichen islamischen Weltstaat vorbereiten“, sagte er. Der Islam sei im Aufstieg: „Selbst in Europa bestehen heute schon 12 Prozent der Gesamtbevölkerung aus Muslimen.“ Zweifelt nicht, rief er seinen Anhängern zu, „alle Menschen sehnen sich nach einem islamischen Staat und dieser Staat wird bald kommen.“
BAHMAN NIRUMAND