portrait : Der Trainer, der vom Platz muss
Noch nie in seiner Karriere stand Norbert Meier so im Mittelpunkt: Nun liefert der Trainer des MSV Duisburg die Topnews der Sportpresse. Die Kontrollgremien des DFB ermitteln. Meier auf allen Kanälen. Was ist passiert? Fünf Minuten vor Ende des Bundesligaspiels MSV gegen den 1. FC Köln lag Meier plötzlich am Boden. Kurz zuvor hatte er eine Auseinandersetzung mit dem Kölner Spieler Albert Streit. Gesicht an Gesicht. Die TV-Kameras überführen den Duisburg-Trainer später als Auslöser.
„Den Spielern fehlt es an Respekt – vor der Coaching-Zone“, so der 47-Jährige hinterher. Er fühlte sich in seinem abgetrennten Reich belästigt. Ein winziges Reich, das eigentlich zur Reglementierung allzu temperamentvoller Fußballlehrer geschaffen wurde. Aber vielleicht ist die Zone tatsächlich für Leute wie Norbert Meier erfunden worden – als Ausgleich für fehlende natürliche Autorität.
„Unser Trainer hat sich in 25 Jahren Profifußball überhaupt nichts zuschulden kommen lassen“, sagt MSV-Präsident Walter Hellmich und nennt Meier „tadellos“ und „engagiert“. Abmahnung und Geldstrafe wird es geben. Meier entschuldigte sich bei den Fans und akzeptierte die Strafe des Vereins.
Schon in seiner Fußballerkarriere hatte es Meier schwer. 292 Spiele, die meisten für Werder Bremen. Dabei wurde er 111 mal ausgewechselt – nur dem Bayern Mehmet Scholl und dem Leverkusener Ulf Kirsten erging es schlechter. Trainer Otto Rehhagel ließ ihn vor allem auswärts gern auf der Ersatzbank frieren – „Heimspiel-Meier“. „So etwas kann mich nicht kränken“, sagte er trotzig. Die Meisterschaft 1988 und 16 Länderspiele, geschenkt.
Nach seiner aktiven Zeit tauchte er als Jugendtrainer bei Mönchengladbach ab. Zwischen dem 30. November 1997 und dem 31. März 1998 durfte er die erste Mannschaft der Borussia trainieren. Er löste während der Saison Hannes Bongartz ab, wurde aber bald durch Friedel Rausch ersetzt. Am Ende schaffte der Verein den Klassenerhalt. „Trotz Meier“ titelte der Express.
Überraschend übernahm er Ende 2002 Zweitligist MSV Duisburg. Hellmich hoffte, mit Meier die Rückkehr in die Bundesliga zu schaffen. Neues Stadion, 30 Spieler. In den ersten zwei Jahren wurde der Aufstieg verpasst, erst im dritten gelang der Durchbruch. Die Zuschauer lieferten den Soundtrack: „Meier raus“ schallte es von der Tribüne, auch noch, als der MSV auf dem Aufstiegsplatz stand. Doch Meier durfte bleiben. Gestern hat der DFB ein Berufsverbot gegen Meier verhängt. Wie lange er nicht mehr als Trainer arbeiten darf, wird nächste Woche entschieden.„Ich hatte einen Blackout“, so Meier. Immerhin sorgte der für seine einzige Titelgeschichte. HOLGER PAULER