portrait : Das Prinzip Platzhirsch
Die Idee vom Platzhirschen spielt eine große Rolle in der Karriere von Günter Mast. Einerseits, weil er 45 Jahre lang als Chef von Jägermeister damit beschäftigt war, die Marke mit dem Hirsch durch selbst erdachte Werbekampagnen ganz vorne im Markt zu etablieren. Andererseits, weil er dabei den Führungsstil des Patriarchen pflegte: Volksnah konnte bei ihm „jeder Mitarbeiter ohne Anklopfen ins Zimmer kommen“, sagt er. Gleichzeitig aber vergraulte er einen Topmanager nach dem anderen und verließ selbst das Unternehmen erst 1997 nach dem Zerwürfnis mit den Jägermeister-Besitzern, seiner Kusine Annemarie Findel-Mast und deren Tochter. Mast war zu diesem Zeitpunkt 71 Jahre alt.
Grund für den Streit waren „unterschiedliche Auffassungen über die Geschäftspolitik“ – es sei vor allem um den Kauf von Schlössern in Ostdeutschland gegangen, die Mast zu Hotels machte.
Heute nun wird Günter Mast 80 Jahre alt und sagt, dass die Zeit bald reif sei für eine Annäherung mit den Verwandten. „Das Werk in Wolfenbüttel“, sagt Mast, „sehe ich nur von außen, wenn ich zum Friseur gehe.“ Ansonsten frönt er der Jagd und sucht die Hirsche dafür auf seinen Gütern in der niedersächsischen Heide und in Oberbayern. Und ein Holzunternehmen hat er auch noch.
Wovon Mast nach eigenem Bekunden keine Ahnung hat, das ist der Fußball – und trotzdem denken die Bundesliga-Clubs gerne an ihn. Denn Mast war derjenige, der 1973 die Trikotwerbung in der Bundesliga einführte, bei Eintracht Braunschweig und noch unter strengen Auflagen: Der Name „Jägermeister“ durfte nicht auf den Trikots auftauchen und der Durchmesser des Hirsch-Logos durfte höchstens 14 Zentimeter betragen. Mast zahlte damals 160.000 Mark an den Verein – eine Summe, über die die Clubs heutzutage mit Deals in einer Höhe von bis zu 20 Millionen Euro nur lachen können. kli