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Archiv-Artikel

portrait Eine Sprinterin, so positiv wie ihr Umfeld

Sie war zurück im Kreis der Weltklasse-Sprinterinnen: In diesem Jahr – drei Jahre nach der Geburt ihres Sohnes – gewann Marion Jones die US-Meisterschaften und lief die 100-Meter-Strecke bei großen Meetings bereits dreimal unter 11 Sekunden. 2006 sollte der zweite Frühling des einstigen Sprint-Superstars werden – nach all den negativen Schlagzeilen, die sie zuletzt gemacht hatte: Verwicklung in den größten Doping-Skandal der USA um den Pharmakonzern Balco und ein schwaches Abschneiden bei der Olympiade 2004.

Nun ist die 30-Jährige in einer A-Probe offenbar positiv auf das Blutdopingmittel Epo getestet worden. US-Medien berichteten, die Probe wurde bei den US-Meisterschaften im Juni in Indianapolis gezogen. Sollte auch die B-Probe positiv ausfallen, müsste Jones mit einer mindestens zweijährigen Wettkampfsperre rechnen. Nachdem die Nachricht bekannt wurde, reiste die Athletin überraschend vom Golden-Globe-Meeting in Zürich ab.

Jones ist immer wieder durch die Übeltaten von Sportlern aufgefallen, die ihr sehr nahe standen. Der Vater ihres Sohnes und einstige 100-m-Weltrekordler, Tim Montgomery, wurde im Dezember 2005 wegen Dopings zwei Jahre gesperrt. Ihr Exehemann, Kugelstoßer C. J. Hunter, hat gleich vier positive Tests vorzuweisen; zudem hat er im Rahmen des Prozesses gegen Balco ausgesagt, dabei gewesen zu sein, als sich Jones Dopingmittel injiziert habe. Und schließlich ist da noch ihr Excoach Trevor Graham, der bereits neun gedopte Athleten betreut hat.

Mit Jones könnten es nun zehn Dopingsünder werden, die Graham unter seinen Fittichen hatte. Erste Verdachtsmomente kamen bereits auf, als bekannt wurde, dass Doping mit Wachstumshormonen Unterkiefer, Ohren und Zunge vergrößert und die Zähne auseinandertreibt. Marion Jones trug noch im Erwachsenenalter eine Zahnspange.

Bis 1996 war Jones auch eine erfolgreiche Basketballerin, erst 1997, mit 22 Jahren, konzentrierte sie sich auf Sprinten und Weitspringen – und wurde prompt Weltmeisterin über 100 Meter. Sie gewann in Sydney neben olympischem Gold über 100 m, 200 m und 4 x 200 m auch Bronze über 4 x 100 m und im Weitsprung. Nur eins blieb ihr verwehrt: ein Weltrekord. Die Bestleistungen über 100 m und 200 m werden seit 1988 von Florence Griffith-Joyner gehalten – die exzentrische US-Sprinterin, die 1998 im Alter von 38 Jahren starb. Womöglich an den Folgen von Anabolikamissbrauch.

So gesehen, können positive Dopingtests zwar die Karriere vermasseln, aber vielleicht Leben retten. JUTTA HEESS

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