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Archiv-Artikel

portrait Glückliches Händchen

Khalid Boularouz ist gerade theatralisch nach London gehumpelt. Timothee Atouba zum Doktor nach Paris. Elf Minuten sind gespielt, der HSV liegt im Kampf um die Kronjuwelen des europäischen Fußballs bereits mit 1:0 hinten, als auch noch der neue Abwehrchef Vincent Kompany bei seinem verfrühten Comeback verletzt das Handtuch werfen muss. Im „Hexenkessel von Pamplona“ steht Trainer Thomas Doll einsam und ohne Verteidiger an der Seitenlinie. Die Stirn in Falten, verfolgt er mit versteinerter Miene, wie sich die Tür zur Meisterliga vor seiner Nase schließt.

In diesen spanischen Minuten erinnert sich der Coach plötzlich an jemanden, dessen Name nur noch ein Echo aus längst vergangenen Jara-Zeiten zu sein schien. Doll gibt dem großen Mann aus Namibia auf der Bank ein Zeichen. Collin Benjamin betritt das Feld, übernimmt den Posten links in der Viererkette – und macht das Spiel seines Lebens. Gekrönt von der halb gerutschten, halb gehechteten Vorbereitung zum millionenschweren Ausgleichstor durch Nigel De Jong.

Ob Benjamin den Ball mit der Hand weiter geleitet hat, kümmert ihn bestimmt wenig. An diesem Abend war das Glück nach langer Zeit einfach wieder auf der Seite des Spielers mit der Nummer 30. Vor ein paar Monaten war er noch auf der Suche nach einem neuen Klub. Weil er sich vor der letzten Saison im UI-Cup so schwer an Innenband und Meniskus verletzt hatte, dass er im Erfolgsteam des vergangenen Jahres keine Rolle spielen konnte, löste er seinen Vertrag auf und machte Platz für Ailton. Nach dem Abgang des Kugelblitzes war der 28-Jährige in diesem Sommer der erste „Neuzugang“ der Hanseaten. In der Vorbereitung präsentierte er sich austrainiert, lauf- und zweikampfstark und geriet wieder ins Blickfeld von Thomas Doll.

Der 13-fache namibische Nationalspieler ist, ähnlich wie sein Mannschaftskamerad Guy Demel, in der Lage, defensiv wie offensiv alle Positionen zu besetzen. Dank seiner Mithilfe wird die junge Mannschaft des HSV in der kommenden Saison nun auf drei Hochzeiten tanzen. Collin Benjamin, dem sein Ex-Coach Kurt Jara eine seltene Spielintelligenz bescheinigt hat, kann in dieser europäischen Ballsaison zur effektiven Geheimwaffe werden.LUCAS VOGELSANG