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Archiv-Artikel

portrait Der Mann, der für Stoiber wühlte

Ab sofort kann Michael Höhenberger wieder ungestört Männergespräche führen. Der Büroleiter des bayerischen Ministerpräsidenten hat seinen Job gestern hingeschmissen. Der 51-Jährige ist jener Beamte, der im Umfeld der prominenten Stoiberkritikerin Gabriele Pauli recherchiert hatte. Unter anderem erkundigte sich Höhenberger nach intimen Details wie den Umgang der CSU-Landrätin mit Alkohol und Männern.

„Dabei hat er ganz gezielt danach gefragt, ob man mir was anhängen könnte“, berichtete die Bespitzelte. In der Staatskanzlei selbst charakterisierte man die Wühlarbeit nach schmutziger Munition für den innerparteilichen Kampf als „normales Männergespräch“ zwischen Höhenberger und einem Informanten.

Michael Höhenberger ist alles andere als ein unbeschriebenes Blatt. Als Stoiber 1978 CSU-Generalsekretär wurde, war er bereits sein Mitarbeiter. Der Franke folgte Stoiber auf allen Stationen. 2001 machte der Parteichef ihn zum Landesgeschäftsführer unter dem damaligen Generalsekretär Thomas Goppel – als Aufpasser, wie es boshaft hieß, auch wenn Stoiber das stets bestritt. Und Höhenberger wäre auch einer von zwei Vertrauten gewesen, die Stoiber mit nach Berlin genommen hätte, wäre er in die Bundesregierung eingetreten.

Höhenberger zählte zu jener Kamarilla in Edmund Stoibers Staatskanzlei, denen man selbst in der CSU-Fraktion nicht über den Weg traut. Die „schießen auf alles, was gegen den Ministerpräsidenten gerichtet ist“. So schätzt der gleichfalls stoiberkritische CSU-Abgeordnete Sebastian Freiherr von Rotenhan die Höhenbergers ein. Die Stoiberleibgarde arbeite mit einer Methode, „die, auf gut Bayerisch, die Leute zur Sau macht“.

Das gehörte offenbar zur Stellenbeschreibung von Höhenberger. Immer wieder tauchte er auf, wenn es um die Vermischung von Staats- und Parteiaufgaben geht oder wenn Stoiber aus prekären Situationen zu befreien ist. Das war so, als Höhenberger Expertisen für die Ausweitung der CSU nach Ostdeutschland anfertigte – als Beamter des bayerischen Innenministeriums. Und es war nicht anders, als ein Untersuchungsausschuss die Verwicklung der Staatskanzlei in die chaotische WM-Task-Force aufklären wollte.

Edmund Stoiber hat den Rückzug seines Büroleiters bedauert. Der Ministerpräsident distanzierte sich aber zugleich. Denn „es darf keine Zweifel an der korrekten Arbeitsweise gerade meines engsten Umfelds geben“. Was der Ministerpräsident nicht sagte: Warum konnte er Höhenberger aufbauen und ihn jahrelang als Vertrauten haben? Einen Mann, dem man alles kann, nur eines nicht: vertrauen. CHRISTIAN FÜLLER