portrait : Rückkehr des angegrünten Visionärs
Er ist keine dieser schillernden Computerlegenden aus dem Silicon Valley wie Steve Jobs oder Bill Gates – obwohl die Geschichte seiner Firma ganz ähnlich verlief. Alles begann 1983. Die ersten Personal Computer kamen auf den Markt, und statt sich um sein Medizinstudium zu kümmern, beschäftigte sich der damals 19-jährige Michael S. Dell mit dem Verkauf von IBM-PCs. Ein Jahr später verließ der Sohn eines Kieferorthopäden die University of Texas, um im texanischen Austin ein Unternehmen zu gründen, das Computer aus zusammengekauften Einzelteilen baut.
In der Branche herrschte Aufbruchstimmung. 1988 wurde die Firma in eine Aktiengesellschaft umgewandelt, Dell übernahm den Posten des Chief Executive Officer und des Chairmans. Heute ist Dell der weltweit größte PC-Hersteller.
Das ist vor allem dem Fertigungskonzept zu verdanken. Schon damals bestand das Computer-Universum aus zwei Welten: Auf der einen Seite Steve Jobs’ in sich geschlossene des Apple Macintosh, auf der anderen der von IBM geschaffene und für alle Hersteller offene Industriestandard mit Intel-Prozessor und einem von der damals noch sehr kleinen Firma Microsoft geschaffenen Betriebssystem namens DOS. Bald bestanden viele preiswerte Discounter-Rechner und selbst Marken-PCs aus einem Sammelsurium zusammengewürfelter Elemente. Daran hat sich bis heute nichts geändert.
Bei Dell sind die Bauteile sorgfältig aufeinander abgestimmt, manche Elemente werden exklusiv gefertigt. Auch scheint die Zeit der beigen PC-Blechkisten vorbei zu sein, Dell packte den PC zuerst in ein netteres Gehäuse. PC-Bastler und Werkstätten rümpfen jedoch mitunter die Nase. Obwohl alles solide aufgebaut ist, treten mitunter Probleme auf, wenn Teile verbaut werden sollen, die nicht von Dell stammen.
Michael Dell, inzwischen Vater von vier Kindern, wechselte 2004 in den Vorsitz des Verwaltungsrates. Nachdem das Unternehmen unter seinem Nachfolger und Freund Kevin Rollins jedoch kräftig Markanteile verlor und wegen des Verdachts auf Bilanz-Unregelmäßigkeiten in das Visier von Börsenaufsicht und Staatsanwaltschaft geriet, holte ihn das Direktorium auf seinen alten Posten zurück. „Michael is back“, heißt es. Seine „Vision und Führung“ wird dringend gebraucht.
Eine Idee jedenfalls rechtfertigt schon seine Berufung: Gerade hat Dell das Programm „Plant a Tree for Me“ vorgestellt. Danach sollen die Käufer von Dell-Computern ein paar Dollar drauflegen, die an Klimaprojekte gehen. Dell hat ausgerechnet, dass schon ein Baum die CO2-Emissionen für die Energie ausgleicht, die ein Rechner in drei Jahren verbraucht. DIETER GRÖNLING