portrait : Der dritte Mann im CSU-Chaos-Stadl
Ein bisserl vertraut gemacht hat sich Thomas Goppel schon mit seinen Wunschämtern. Wenn man ihn – wie zuletzt Dienstag in den weiten Hallen des Bayerischen Landtags hoch über der Isar – mit „Herr Goppel, Grüß Gott, Sie sind ja bald Chef“ grüßt, dann grinst er ein bisschen hinter seiner Brille. Nur ein bisschen aber. Um dann zu sagen. „Oberbayerischer? Nun, man wird sehen, wie sich das entwickelt.“
Klar ist, dass Goppel, promovierter Pädagoge und Bayerns unangefochtener Kultusminister, die Entwicklung der CSU gern aktiver mitbestimmen will. Er möchte dem CSU-Vordenker Alois Glück als Vorsitzender des mächtigsten CSU-Bezirks Oberbayern nachfolgen. Darüber redet er offen: „Es ist das erste Mal, dass ich nicht zu etwas gedrängt werde, sondern selbst Interesse äußere.“ Aber am liebsten würde er dem abtretenden CSU-König Stoiber folgen als Gesamt-CSU-Chef. Das sagt er zwar nicht direkt, aber es liegt in der Luft, man spürt es in seinem kurzen Zögern, bevor er die Chef-Anrede kontert. Und es stand einigermaßen prominent im Spiegel.
Man könnte also fast glauben, dass Goppel die neue spannende Figur im CSU-Stadl ist. Der Retter aus dem Hintergrund, der alle einende Kompromisskandidat im schwelenden Zweikampf zwischen Seehofer und Huber um den CSU-Vorsitz. Doch weder der CSU-Bezirk ist ihm sicher, es schaut nach einer Kampfkandidatur aus. Und ganz ungewiss ist die Bewerbung als Parteichef. Es müsste schon viel passieren, damit Goppel ernsthaft mitspielen darf, bei diesem Rennen. „Danke, nein“, heißt es aus der Landtagsfraktion, wenn man den Namen Goppel ins Spiel bringt, „wir haben schon genug Kandidaten.“ Neben Seehofer und Huber ein dritter Bewerber – das wäre dann doch zu viel Wahlfreiheit für die Christsozialen. Und so wird der Satz wohl ewig im Raum stehen bleiben, mit dem der Spiegel seinen wohlwollenden Absatz über Goppel schließt: „Er will sich nicht selbst ins Spiel bringen. Er will, dass die Partei ihn ruft.“
Mit derselben Dritter-Mann-Strategie war der Aschaffenburger schon 2005 ins Feld gezogen, als sich Huber und Beckstein um den damals nur vermeintlich vakanten Ministerpräsidentenstuhl kloppten. Auch da hatte ihn niemand gerufen, obwohl er schon zu Zeiten von Franz Josef Strauß am Kabinettstisch saß. Dass der Name Goppel dennoch immer wieder fällt, hat zu tun mit der stabilen Arbeit im Ressort – die bayerischen Unis spielen innerhalb Deutschlands ganz vorn mit. Vor allem aber denken viele in der CSU beim Namen Goppel an Papa Alfons, der von 1962–78 Ministerpräsident war und das Land mit strenger, aber auch harmonischer Hand regierte. MAX HÄGLER