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Archiv-Artikel

pflüger poltert Graben am rechten Rand

Fast hatte man sich an den Gedanken gewöhnt. Friedbert Pflüger, so schien es, könnte der CDU-Politiker sein, der seine Partei wieder an das liberal denkende Berlin heranführt. Der Fraktionschef hatte sich gegen Atomkraft und für eine ökologische Hauptstadt ausgesprochen. Inner- und außerhalb des Abgeordnetenhauses flirtete er dermaßen offen mit den Grünen, dass man eine schwarz-grüne Koalition in Berlin keineswegs mehr für alle Zeiten als träumerisches Hirngespinst abtun konnte.

KOMMENTAR VON GEREON ASMUTH

Doch nun offenbart Pflüger sein fast in Vergessenheit geratenes zweites Gesicht. Mit gnadenlosem Populismus heizt er die Ängste der Bevölkerung vor einem Umzug einer Bewährungshelferstation nach Neukölln an. Mit schlichtester Sankt-Florians-Argumentation spielt er sich als Retter der Rechtschaffenen vor dem Bösen auf. Und begründet sein Gepolter dann mit dem billigsten Argument, das Konservative in ihrem Köcher haben: Rechtsextremisten könnten sonst mit der gleichen Politik auf Stimmenfang gehen.

Schon vor einem Jahr hatte sich Pflüger mit aller Vehemenz auf die Seite der Moscheebaugegner in Pankow-Heinersdorf geschlagen. Damals mochte man ihm das noch als Anfängerfehler durchgehen lassen. Der in Basispolitik Unerfahrene schien schlichtweg schlecht beraten.

Sein Rechtsausleger in Neukölln aber zeigt: In der Mitte der Gesellschaft mag Pflüger noch so oft den offenen Großstadtbürger geben. Am Rand der Politik aber, wo jedes Wort dreimal überlegt sein sollte, wenn man sich nicht mit Extremisten gemein machen will, entpuppt sich Pflügers Liberalität als hohle Geste.