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Archiv-Artikel

pflüger kämpft Friedberts Pfeifen im Walde

Es ist schon erstaunlich, wie wandelbar dieser Kandidat ist. Angetreten als Kohl-Kritiker, ewiges Talent und Immer-noch-Liberaler, mauserte sich Friedbert Plüger (CDU) alsbald zum Moscheegegner mit wenig Berührungsangst zur rechten Szene. Das neueste Thema des Berliner Politimports: die Wirtschaft

KOMMENTAR VON UWE RADA

Nachdem der CDU-Kandidat für die derzeitige Lage der Stadt schon einmal das Bild von der „Titanic“ bemüht hatte, legte er im Focus vom Wochenende nach. Klaus Wowereit, so der Vorwurf, kümmere sich mehr um Tourismus und das Image der Stadt als um Unternehmensansiedlungen.

Nun ist dieser Vorwurf nicht gerade neu und in gewisser Hinsicht auch berechtigt. Nur: Dass Berlin ein hervorragendes Image hat und die Touristen nachgerade auf die Stadt fliegen, kann wohl allen Ernstes nicht als Vorwurf gemeint sein. Es sei denn, Friedbert Pflüger hat noch nicht mitbekommen, dass der Tourismus zur einzigen Wachstumsbranche der Hauptstadt gehört.

Vielleicht will uns der Kandidat aber auch sagen: Image und Tourismus sind nicht alles. Richtig so! Blöd nur für einen Herausforderer, nicht auf die eigenen Erfolge verweisen zu können. Wo sind sie denn, die CDU-Wirtschaftssenatoren der Ära Diepgen? Erinnert sich noch jemand an Elmar Pieroth oder Wolfgang Branoner? Offenbar nein, meint selbst die Berliner Wirtschaft und spricht ausgerechnet mit Harald Wolf einem PDS-Mann und Wowereit-Stellvertreter das Vertrauen aus. Aber eigentlich geht es darum ja gar nicht. Pflügers Problem ist: Keiner kennt den Mann, und recht eigentlich will ihn auch keiner kennen lernen. Also spielt er munter das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel weiter, in der Hoffnung, für jeden (Unternehmer, Moscheegegner, Liberale) sei etwas dabei.

Für Wowereit ist das eine komfortable Situation. Gefährlich würde es für ihn nur, wenn da einer käme, dem man die richtige Kritik auch glaubt. Aber davon ist Berlin im derzeitigen Wahlkampf weit entfernt.