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partizipiertVor-Demokratie auf dem Baakenhöft

Es könnte sein, dass, wenn im Hamburger Hafen mal rote Bänder durchschnitten werden fürs zu eröffnende neue Opernhaus, ein Name längst in vielen Köpfen wohnt, egal, was draußen dran steht. Von der „Kühne-Oper“ schreiben beinahe sämtliche Medien an der Elbe Auen; die einen boshaft gemeint, andere eher spöttisch, noch mal andere mit dem Erstaunt-­Offenmundigem eines Kindes, das zu früh von seinen Weihnachtsgeschenken erfahren hat.

Lohnt sich noch zu streiten für einen anderen Namen? Oder dafür, statt der „Eliten“ bedienenden Opernhaus-­Verirrung etwas anderes zu errichten … war da nicht was mit Olympiaträumen? Braucht wirklich kein Fußballverein eine Arena, die auch den ­Nachwuchskickerinnen im benachbarten Problemstadtteil offen steht?

Nicht alles, was gesagt wird und geschrieben gegen das, was sich abzeichnet auf dem Baakenhöft, ist die Mühe wert. Das heißt aber gerade nicht, hinwegzusehen über die sehr realen Probleme daran. Vor etwas über einem Monat schon äußerte sich die Hamburgische Architektenkammer (HAK): Das Projekt sei „hinter verschlossenen Türen entwickelt“ worden, und „die Grundfrage, ob die Stadt Hamburg überhaupt ein neues Opernhaus benötigt, und wenn ja, welches und an welcher Stelle, nie öffentlich diskutiert“.

Schon damals wurde auch hingewiesen auf den vielleicht wesentlichen Webfehler dieser Public-Private-Partnership: Wer hat wie viel zu bestimmen? Im Vertrag mit der Stadt hat das Stifter:innen-Ehepaar ein Vetorecht, die Kür des Siegerentwurfs kann keine ­Jurymehrheit gegen die Kühnes durchsetzen – vor-, ja: undemokratischer wird es so bald nicht, und das will was heißen in einer Stadt, die schon mal einem „Springer“-Manager einen Kaispeicher überließ für seine private Sammelleidenschaft.

Ausgerechnet heute stellt das Hamburgische Architektur­archiv, ein Spross der HAK, ein Buch vor, das wie ein Kommentar wirken könnte zur Kühne-Aufregung: „Das ungebaute Hamburg“ versammelt „Visionen einer anderen Stadt“ seit 1960; solche, die nie realisiert wurden. Alexander Diehl

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