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Archiv-Artikel

pachls nachsichten Müllmärtyrer Sankt Trienekens

Der Kabarettist HEINRICH PACHL hat links seinen festen Platz

In Köln kommt einem der Müll zu den Ohren raus. Damit an dieser Folterfront endlich Ruhe ist, zahlt man lieber das Dreifache der Ausbeuter- und Wuchergebühren, um sich endlich den Verbrechen zuzuwenden, die Spaß und Unterhaltung bringen. Eine Verlangweilung, hinter der perfideste Methode steckt: Ist der Ruf ruiniert, klüngeln wir ungeniert.

Da liest man vorgestern, dass die Kölner Müllmänner eine neue Zusatzanlage bauen wollen, weil eine alte sich nicht rentiert, mit dem Ziel, damit mehr Geld in die Kasse zu kriegen, ohne dass es für die Kölner billiger wird. Schon wieder ein Müllskandal im Rohr? Alle Zutaten sprechen dafür. Wieso traut man sich das so kurz nach dem Prozess von neulich? Das hat Methode und liegt daran, dass der Wahlkampf tobt.

Es gibt Entscheidungen, die zu sensibel sind, als dass man sie demokratisch treffen sollte. Die werden per Dringlichkeitsentscheidung in der Sommerpause gefällt, oder, wenn es finanziell hochwertig und politisch brisanter ist, im Windschatten des Wahlkampfs durchgezogen. Da ist die Volksvertretung zu sehr auf die Wiedererlangung der Mandate konzentriert, als dass man sich um Einzelheiten einer Eilvorlage kümmern könnte.

Und es kommt ein wesentliches Element als schätzbarer Vorteil hinzu: die positive Erfahrung mit den Müllprozessen, wo man erleben durfte, dass die Gesetze vor allem diejenigen verschonen, die sie gebrochen haben. Bedingung: Es muss auf finanziell hohem Niveau geschehen. Und das alles langweilt immens – woraus sich als Rezept ableitet: heißen Klüngel als kalten Kaffee servieren, dann wird man beim Süppchenkochen in Ruhe gelassen. Schade, denn es könnte auch spannend und unterhaltsam sein – nicht als Krimi, den gibt‘s schon, aber der leidet unter der Spießigkeit der Personnage, die er beschreiben muss, sondern als Ausstattung-Operette. Ruschmeier als Mackie Messer, dem man nichts beweisen kann, das brächte endlich die nötige Erotik ins muffige Müllmilieu. Und Trienekens als Müllmärtyrer, der von seinen Taten so gefoltert wurde, dass er seine Strafe längst zusammengeweint hat. Damit wird die eiskalte Bürokraten-Zyne mit genügend Herzschmerz serviert und der Kölner Klüngel bekäme kulturelles Niveau, das er verdient und mit dem auch verdient würde.

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