ortstermin: fußball-bundesligist hamburger sv eröffnet letzte ruhestätte für fans : Bis ans Ende aller Tage
Hier also sollen sie ihre letzte Ruhe finden, die Treuesten der Treuen, die über Jahrzehnte am Wochenende ins Stadion gepilgert sind und dem Bundesliga-Dino HSV die Daume gedrückt haben. „Es gibt Dinge im Leben, die selbst der Tod nicht scheiden kann“, heißt es im vereinseigenen Flyer, der bei der Eröffnungsfeier des HSV-Friedhofs am Dienstag verteilt wurde. Und ein Beerdigungsinstitut ergänzt: „Wahre Leidenschaft kennt keinen Abpfiff.“
Nun kann man wählen zwischen vier Sargmodellen, Urnen und Gestecke, vereinsecht in blau, weiß, schwarz und wenn möglich mit eingearbeiteter Raute. Und die Fotografen und Schreiberlinge halten Ausschau nach möglichen „Grab-Kunden“. Wer von den Gästen die ersten grauen Haare vorweisen kann, oder ein HSV-Trikot trägt, wird sofort vor eine der rundum aufgestellten Kameras gezerrt und muss sich Fragen nach der geplanten letzten Ruhestätte gefallen lassen. Wie hätten Sie es denn gerne?
Schnell ist mit Carsten Kache ein auskunftsbereiter HSV-Fan gefunden, der, wie er sagt, als „Raver 112“ in der Fan-Kurve bekannt ist. Im Gepäck hat er eine Grabinschrift für seinen Opel Vectra, mit dem er im Dezember letzten Jahres einen Unfall mit Totalschaden hatte. Die Vereinsfahnen, die an der Motorhaube des Wagens angebracht waren, hätten zum Grabschmuck umfunktioniert werden können.
Autobeerdigungen hat der HSV leider nicht vorgesehen. Dafür werden vier Varianten angeboten: Entweder als „Einzelspieler“, im „Team“, zu zweit im „Doppelpass“ oder ebenfalls gemeinschaftlich mit der „Raute im Herzen“ bettet man sich zur letzten Ruh‘.
Auf drei Ebenen sollen die Gräber in Zukunft wie Stadionränge angelegt werden. Die Betonstufen zu den einzelnen Traversen sind den Treppen des Volkspark-Stadions nachempfunden. „Und der Rasen auf dem sie stehen“, verkündet ein Vorstandsmitglied und deutet auf eine Gästegruppe in der Mitte des Geländes, „ist der Rasen aus der letzten Saison. Die Linien sind noch zu erkennen.“
Einige Gäste erkundigen sich bei den anwesenden Bestattungsinstituten nach den Grab-Konditionen. „Können auch Spieler zur Trauerfeier gebucht werden“, fragt eine ältere Dame und erhält zu ihrem Bedauern ein „Nein“ als Antwort. Die Dame dreht sich um und beißt zum Trost in ein Stück stark gezuckerten Butterkuchen – wie es sich auf einer richtigen Trauerfeier gehört. Julian König