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Archiv-Artikel

ortstermin: der tesla-roadster wird in hamburg vorgestellt Neulich, als die automobile Zukunft begann

„Tesla?“, die Frau schaut auf einen Flachbildschirm, der von der anderen Seite des Tresens nicht einsehbar ist. Ihre Stirn runzelt sich. „Was soll das sein?“ – „Das ist ein Auto“, sage ich. Da nickt die Frau an der Hotelrezeption und lächelt. Ja diese Pressevorführung; davon habe sie gehört. „Einmal durch die Glastür, dann rechts durch den Gang und dann sind Sie da“.

„Tesla“ – so heißt die amerikanische Firma, die seit kurzem den US-Markt mit einem Sportwagen beliefert. Ein Sportwagen, der ausschließlich mit Strom fährt. Ab 2009 soll das Auto auch in Europa verkauft werden – für 99.000 Euro. Viel Geld für ein grünes Gewissen. Schnelle Autos gibt auch billiger. Da ist es dringend notwenig den Stromrenner schnell bekannt zu machen und „umweltfreundlichen Fahrspaß“ zu propagieren.

Durch die Glastür und am Ende des Gangs steht ein Häuflein Journalistinnen und Journalisten. Ein Buffet ist aufgebaut – zu Essen gibt es trotzdem nichts. Kein Geschirr, kein Besteck, keine Bedienung. Eine Kollegin nippt an einem Kaffee aus einem Pappbecher. Das Häuflein steht etwas verloren in dem schicken Konferenzraum mit den Glaswänden. Dann kommt Axel E. Catton und schüttelt allen die Hände. Catton leitet eine Auto-PR-Agentur und vermittelt ein bisschen zwischen den deutschen Journalisten und dem amerikanischen Tesla-Maketingchef Darryl Siry. „Taz?“, fragt Catton und runzelt die Stirn. „Das ist eine Zeitung“, sage ich.

Catton weiß, dass die taz eine Zeitung ist. Aber er weiß auch, dass erst Anfang der Woche ein Kollege aus Berlin mit der Elektrokiste probegefahren ist. Das die taz gleich zweimal fahren will, wusste Catton nicht. „Ich glaube, wir haben heute zu viele Leute, für zu wenig Autos“, sagt Catton. „Das macht nichts. Ich will sowieso nur gucken“, lüge ich. Die Kollegen lachen. 3,9 Sekunden von 0 auf 100, 200 km / h Spitze und das bei maximal 100 Gramm CO2-Ausstoß – wenn das Auto mit Kohlestrom geladen wird. Hier will keiner nur gucken.

Egal. Bevor geguckt und gefahren wird, muss auf jeden Fall erst mal gehört werden. Tesla-Marktingchef Siry hat eine Power-Point-Präsentation vorbereitet. Auf die hat zwar niemand Lust, aber man will ja nicht unhöflich ein. „Sportautos retten nicht die Welt – aber die Technologie könnte einen Beitrag dazu leisten“, sagt Siry. Er trägt einen dunklen Anzug und keine Krawatte und wirkt sehr sportiv.

Eine halbe Stunde lang preist Siry das Auto und kündigt für 2010 auch noch eine Strom-Limousine aus der Tesla-Schmiede an. Dann endlich fragt er: „Noch Fragen? – Nein? Dann kann‘s ja losgehen.“ Und dann geht es los. Die Menschen, die fahren dürfen fahren. Ich gucke. Zwei Kolleginnen steigen in einen schwarzen Tesla Roadster und drehen den Zündschlüssel. Stille. Kein Motorengeräusch. „Das ist wie bei einem Pürierstab“, sagt Cotton. „Der ist auch einfach an. Wenn sie drücken püriert er, wenn sie nicht drücken, püriert er nicht.“ Die Kolleginnen schauen sich an. Ihre automobile Zukunft kann beginnen. „Kennst Du Dich in Hamburg aus?“, fragt die eine die andere. „Solange wir hier im Eck bleiben schon.“ Dann geht es los. Ganz leise. 3,9 Sekunden, 200 km / h, 100 Gramm. Ich schaue hinterher. Nach zwanzig Metern ist an der ersten roten Ampel Schluss. PHILIPP DUDEK