off-kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Der Regisseur Fred McLeod Wilcox gehörte bei den MGM-Studios zur Riege solider Handwerker. Sein „Werk“ umfasst bei einer rund zwanzig Jahre währenden Karriere kaum mehr als zehn Titel, ein größerer Teil davon sind Filme mit unserem Lieblings-Collie Lassie als Hauptdarsteller. Seinen wohl besten Film inszenierte Wilcox 1955 mit dem Science-Fiction-Klassiker „Forbidden Planet“: Da begibt sich eine Gruppe von Raumfahrern unter Führung eines flotten Kommandanten (Leslie Nielsen) auf die Reise zu einem fernen Planeten, auf dem ein einzelgängerischer Wissenschaftler (Walter Pidgeon) mit seiner in Liebesdingen absolut unerfahrenen Tochter (Anne Francis) lebt. Während man sich auf der Erde schon lange fragt, was der Mann dort eigentlich so treibt, hat er die faszinierenden technologischen und kulturellen Hinterlassenschaften einer ausgestorbenen außerirdischen Zivilisation entdeckt – inklusive einer zweitausend Jahrhunderte alten elektronischen Musik. Arrogant, wie Wissenschaftler im Film nun einmal sind, glaubt er jedoch, die Menschheit sei unwürdig, über diese Technik zu verfügen. Und während Nielsen mit der meist in knapp bemessenen Kostümen lustwandelnden Francis herumpoussiert, produziert das Unterbewusstsein des Papas ein gewaltiges Id-Monster, das alsbald die überraschten Astronauten angreift. Was in der Beschreibung eher lustig klingt, gehört tatsächlich zu den interessantesten SF-Filmen der 50er-Jahre, mit geschmackvollem Design, gelungenen Spezialeffekten sowie tiefsinnigen Gedanken über das verborgene Böse im Menschen.
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Bereits kurz nach der Premiere des Films ließ die UFA vermeintlich kommunistische Zwischentitel entfernen, und noch 1974 fragte William Friedkin Fritz Lang nach den marxistischen Tendenzen von „Metropolis“. Dabei war sich bereits die zeitgenössische Kritik einig, dass Thea von Harbous These vom Herzen als Mittler zwischen Hirn und Hand, zwischen Kapital und Arbeit bestenfalls naiv genannt werden kann. So ist die Revolte der versklavten Arbeiter auch nicht Folge eines Erkenntnisprozesses, sondern spontaner Gefühlsausbruch einer vom bösen Maschinenweib verführten Masse, die sich später gegen die Verführerin selbst wendet. So häufig der wohl berühmteste deutsche Stummfilm seit der Premiere verstümmelt und verfälscht wurde, so hart wurde an seiner Rekonstruktion gearbeitet. Trotzdem muss ein Viertel als verloren gelten. Die Verwendung des Originalnegativs der amerikanischen Verleihkopie von 1927 für die jüngste, von Martin Koerber erarbeitete Fassung erbrachte zwar auch kein vollständigeres Material, jedoch eine erheblich bessere Bildqualität.
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Koboldhaft gibt sich Giulietta Masina, Federico Fellinis Gattin und Muse, als naive Prostituierte in „Die Nächte der Cabiria“: ein niemals aufsteckendes Mädchen auf der Suche nach Liebe und Geborgenheit, das immer wieder schwer enttäuscht wird. Hollywood machte aus derselben Story einige Jahre später das Musical „Sweet Charity“ mit Shirley MacLaine. LARS PENNING