off-kino : Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet
Eine interessante kleine Dokumentation schuf der Regisseur Jens Huckeriede mit „Return of the Tüdelband – Gebrüder Wolf Story“. Darin kommt der Hip-Hop-Musiker Dan Wolf aus San Francisco nach Hamburg und begibt sich auf die Spuren seiner Vorfahren, den „Gebrüdern Wolf“, die dort zu Beginn des 20. Jahrhunderts berühmte Gesangs- und Kabarettkünstler waren. Dan Wolf nimmt die Atmosphäre der Hafenstadt in sich auf, beginnt, seine Herkunft besser zu verstehen und kreiert schließlich eine Rapversion des berühmtesten Gebrüder-Wolf-Schlagers vom „Jung mit ’n Tüdelband“, den in Hamburg noch heute jeder kennt. Nebenbei erzählt der Film die Geschichte der jüdischen Familie Wolf, die zwangsläufig auch mit Verfolgung und Emigration in der Zeit des Dritten Reichs zu tun hat. Dies alles bringt Huckeriede sehr unverkrampft unter einen Hut und kann sich dabei auf einen freundlichen und intelligenten Protagonisten stützen.
Sie schläft am Tage und treibt sich nachts auf den Dächern herum, futtert am liebsten Fisch und flüchtet vor Hunden auf die Bäume. Für eine Katze wäre das nicht weiter ungewöhnlich – aber als Verhalten für eine hübsche junge Frau (Carice van Houten) ist das doch eher seltsam. Das findet auch der Reporter Tibbe (Theo Maassen), der „Die geheimnisvolle Minusch“ bei sich wohnen lässt, wofür sie ihn als Gegenleistung stets mit den tollsten Neuigkeiten der Stadt versorgt, die sie von ihren Freunden, den Katzen, erfährt. Eine charmante Verfilmung des gleichnamigen Kinderromans von Annie M. G. Schmidt (aus dem Jahr 1970) durch den belgischen Regisseur Vincent Bal: mit einer stil- und liebevoll entworfenen verschlafenen Kleinstadt, überzeugenden Darstellern der sympathischen Hauptprotagonisten und beiläufig entwickelten pädagogischen Weisheiten: dass man seinen Idealen stets treu bleiben sollte, auch wenn man mal gegen den Strom schwimmen muss.
Anstatt – wie der Finanzier des Unternehmens es vorschlug – Smetanas Oper „Die verkaufte Braut“ einfach auf der Bühne abzufilmen, schuf Max Ophüls in seiner sehr freien Bearbeitung eine überaus bewegte „Plein-air“-Filmoper: Die meisten Szenen inszenierte Ophüls in der Natur oder auf dem Außengelände des Studios und ließ selbst die Arien und Orchesterarrangements unter freiem Himmel aufnehmen. Zudem brachte der Regisseur seine Schauspielerinnen und Schauspieler mächtig auf Trab: Da müssen die Protagonisten singend einem Schwein nachjagen, in vollem Galopp auf dem Pferd ihre Arien zum Besten geben oder die Flucht vor einem Bären ergreifen – selten wurde in einer Filmoper derart gerannt und gehetzt. Viel Liebe und Sorgfalt ließ Max Ophüls auch in jene Szenen einfließen, die auf einem Jahrmarkt und im Zirkus spielen. Dazu verpflichtete der Regisseur viele echte Artisten und engagierte für die Rollen des Zirkusdirektorehepaares Karl Valentin und Liesl Karlstadt, die mit ihrer verqueren Logik und den improvisierten absurden Dialogen einige Glanzlichter setzen.
LARS PENNING