noch 186 tage bis zum euro: taz-Serie über unser neues Geld. 12. Teil
Der Fahrplan ist dicht gedrängt und ehrgeizig
Wenn Belgien am Sonntag die Präsidentschaft in der Europäischen Union übernimmt, startet die EU-Kommission die letzten Vorbereitungen für die Einheitswährung. Der belgische Finanzminister Didier Reynders konnte die Euro-Regie schon im ersten Halbjahr üben. Da Schweden nicht zu den zwölf Euroländern gehört, ging der Vorsitz in der so genannten Euro-12-Gruppe der Finanzminister bereits zum 1. Januar an Belgien.
Vergangene Woche demonstrierte Reynders die landestypische Begeisterung für Comicfiguren: Er präsentierte der Presse eine sprechende Euromünze, die in allen elf EU-Sprachen genauso unverbindlich auf Journalistenfragen antwortet wie sonst die Politiker.
Im Juli aber wird es ernst: In Frankreich, Deutschland, Belgien und Italien beginnen die Banken, die Konten und Finanztransaktionen auf Euro umzustellen. Am 1. September fangen auch Spanien und Luxemburg an. Gleichzeitig werden in Deutschland, Österreich und Luxemburg Banken und Einzelhändler mit Münzen und Scheinen in Euro beliefert. Die Belgische Nationalbank wird „Eurokits“ im Wert von 240 Euro an Banken, Einzelhändler und Postfilialen verkaufen.
Im November erhalten Spanien, Belgien und Italien ihre Euroscheine. Zum 1. Dezember werden die übrigen Länder versorgt. Mitte Dezember sind überall in Euroland außer in Griechenland und Irland bei den Banken Startkits im Wert von 12,40 Euro mit den acht künftig gültigen Euromünzen zu kaufen.
Wenn alles nach Plan verläuft, werden pünktlich zum Jahreswechsel in Deutschland 4,342 Milliarden Euroscheine und 17 Milliarden Euromünzen verfügbar sein. Der wirtschaftlich und demografisch weniger bedeutende Nachbar Frankreich erhält 2,57 Milliarden Scheine und 7,5 Milliarden Münzen. Im kleinsten Mitgliedsland Luxemburg werden 46 Millionen Scheine und 120 Millionen Münzen an den Start gebracht.
Am 1. Januar 2002 beginnt die heiße Phase. Die D-Mark hört auf, eine konvertible Währung zu sein. Sie kann ausschließlich in Euro getauscht werden – bis zum 28. Februar 2002. Bereits am 4. oder 5. Januar – so der ehrgeizige Plan der EU-Kommission – soll die Hälfte aller Transaktionen in den Eurostaaten in der neuen Währung abgewickelt werden. Am 15. Januar soll das bereits für drei Viertel aller Transaktionen gelten. Stufenweise verlieren auch die anderen Währungen ihre Gültigkeit. Am 31. März 2002 endet die Frist, in der alte Scheine kostenlos bei den nationalen Zentralbanken umgetauscht werden können.
Das jüngste Eurobarometer zeichnet ein günstiges Bild davon, wie sich die Bewohner von Euroland auf die neue Währung einstellen. Noch Ende letzten Jahres wussten mehr als 40 Prozent der Befragten nichts über den geplanten Countdown. Heute sind es nur noch 14 Prozent. Auch das Image der neuen Währung hat sich deutlich verbessert. Bis zum Jahreswechsel überwogen die Skeptiker, die von der Währungsumstellung keine Vorteile erwarteten. Sie sind inzwischen in der Minderheit. 47 Prozent sehen den Euro positiv, nur 41 Prozent erwarten Nachteile wie zum Beispiel versteckte Preissteigerungen.
DANIELA WEINGÄRTNER
Und nächsten Donnerstag: Italien ist glücklich mit dem Euro
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