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noch 179 tage bis zum eurotaz-Serie über unser neues Geld. 13. Teil

Italiens Geldbörsen sind nicht auf Hartgeld vorbereitet

„Drei Nullen weg, dann durch zwei“ – fleißig üben die Italiener für den Euro, und die von der Regierung in Auftrag gegebenen Fernsehspots geben Umrechnungshilfe. Rein kalkulatorisch wird der Abschied von der Lira harte Umstellungsprobleme aufwerfen. Von klein auf nämlich lernen Italiener zwar das Rechnen mit großen Summen – schließlich sind fast alle Lira-Millionäre –, dafür aber sind sie hinterm Komma gänzlich ungeübt. Die „Centesimi“, sprich: die Cents vom Euro, garantieren Ärger und Verdruss.

Doch abgesehen von den algebrabedingten Kopfschmerzen ist der Euro in Italien ein Selbstläufer, ein Produkt, das auch ohne große PR-Kampagnen hohe Akzeptanz genießt. Weder hört man Geschimpfe aufs „Esperanto-Geld“ noch Brandreden, mit der Lira falle die nationale Souveränität. Im letzten Wahlkampf spielte der Euro keine Rolle, schlicht weil sich im ganzen Land kein einziger Politiker, keine Partei findet, die Stimmung macht gegen das neue Geld.

Es würde sich auch nicht lohnen. Bei der Zustimmung zum Euro belegen die Italiener mit 79 Prozent den Spitzenplatz; nur 17 Prozent (Deutschland: 44 Prozent) sind dagegen. Eine Zustimmung, in der sich Nationalstolz und ganz praktische Erfahrungen kreuzen. Als 1996/97 der Start der Währungsunion anstand, da schien es, als müsse Italien draußen bleiben– kaum einer der Maastricht-Parameter war erfüllt. „Entrare in Europa“, „nach Europa gelangen“, wurde zur Losung des damaligen Ministerpräsidenten Romano Prodi; geschickt erklärte er dem Volk, es wolle doch nicht in der „Zweiten Liga“ spielen.

Der zunächst ungewisse Aufstieg in die Euroliga war aber nicht nur Balsam fürs Gemüt; sehr schnell auch zeigten sich handfeste Vorteile. Hatte das Zinsniveau noch 1995 fünf bis sechs Prozent über dem Deutschlands gelegen, so waren mit dem Beitritt zur EWU plötzlich nicht mehr „italienische“, sondern „europäische“ Zinsen fällig. Ob Immobilienhypotheken, ob Konsumentenkredite: statt 15 Prozent war nur noch die Hälfte zu zahlen. Ganz nebenbei sanierte Italien so auch seinen Staatshaushalt; rund 80 Prozent der Einsparungen kamen ganz von selbst durch den geschrumpften Zinsdienst zusammen.

Drei Nullen weg, dann durch zwei – die Einführung des Euro im Alltag des Zahlens und Verdienens wird da zum rein technisch-logistischen Problem. Die Kleinen in der Schule kriegen Euro-Taschenrechner, und die Großen können sich schon jetzt gewöhnen. Selbst beim Gemüsehändler prangt der Eurobetrag fett im Kassendisplay, und klitzeklein darunter steht die Lire-Summe. Wirklichen Stress gibt's ab Januar wahrscheinlich nur im Portemonnaie, bei der Umstellung vom (Lira-)Schein zur (Euro-)Münze. Selbst 1.000 Lire (1 Mark) trägt man hier als Banknote in der Tasche. Italiens Geldbörsen sind deshalb einfach nicht auf Hartgeld vorbereitet.

MICHAEL BRAUN

Und am nächsten Donnerstag: Automatenaufsteller verlangen eine Extrawurst

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