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Archiv-Artikel

neu im kino Diese Woche frisch

DIE GEISHA in 11 Kinos. POPULÄRMUSIK AUS VITTULA: Babylon, Broadway, Central, FT Friedrichshain, Kant, Thalia Potsdam, Yorck

Die Geisha

USA 2005, Regie: Rob Marshall. 144 Min.

Rob Marshalls „Die Geisha“, eine Filmadaption von Arthur Goldens Bestseller „Memoirs of a Geisha“, erfüllt eigentlich alle Voraussetzungen für großen Camp: eine hysterische, opulente und politisch höchst unkorrekte Variante von „Vom Winde verweht“, gemischt mit „Showgirls“, dargeboten von den drei größten weiblichen Stars des asiatischen Kinos: Ziyi Zhang, Michelle Yeoh und Gong Li sind auch schier atemberaubend. Edle Gesten und Gemüter bespielen in „Die Geisha“ die Gefühlsklaviatur. Die schweratmigen Tableaus ersticken beinahe die Grazie des Stoffes. Dazu erfüllen das Knistern samtener Kimonos und das tonlose Zischeln intriganter Zicken die Bilder mit einem anhaltenden Hintergrundrauschen. Doch Marshalls Interesse an der Geisha-Etikette ist mäßig, sofern es nicht auch optisch, also im Hinblick auf Kostüme, Tanz und Kirschblütenregen, etwas hergibt. Dem Film haftet Marshalls Broadway-Erfahrung noch merklich an. „Die Geisha“ sieht aus, wie sich Joe Blöd japanische Traditionskultur vorstellt. Ein panasiatischer Quark, der die alten Vorurteile und Klischees nur erneut bekräftigt.

Populärmusik aus Vittula

S/FL 2004, Regie: Reza Bagher. 100 Min.

Freundschaft, Musik, Pubertät und Aufwachsen in der Peripherie sind die Themen, die Mikael Niemi in seiner 2000 erschienenen Romanvorlage „Populärmusik aus Vittula“ zu einer wilden, begeisternden Mischung brachte. Über 750.000-mal hat sich das Buch in Schweden verkauft, und wie bei vehement geliebten Büchern üblich, galt der halb biografische Roman zunächst als unverfilmbar: Reza Baghers Adaption aber steht dem Buch in scheppernder Komik und brachialer Tragik in nichts nach.