neu im kino : Diese Woche frisch
Transamerica
USA 2005, Regie: Duncan Tucker. 103 Min.
In Duncan Truckers schönem Spielfilmdebüt „Transamerica“ geht es um eine Transsexuelle, die kurz vor der entscheidenden Operation entdeckt, dass sie einen Sohn im Teenageralter hat. Bree (Felicity Hoffman, die Lynette aus „Desperate Housewives“), deren Tricks und Täuschungen, Stärken und Schwächen das absolute Kraftzentrum von Tuckers Film sind, gibt sich vor dem jungen Macho zuerst als christliche Missionarin aus und holt ihn so aus dem Gefängnis. Die Autotour des ungleichen Gespanns wird zur Abenteuerreise, in der Bree ihr angepasstes Weiblichkeitskostüm gegen die ruppige Nonchalance des Jungen (Kevin Zegers) verteidigen muss.
V wie Vendetta
USA/GB/D 2006, Regie: James McTeigue. 120 Min.
Es ist nur eine Comicverfilmung. Man muss sich das immer wieder sagen, um zu glauben, was man hier mit ungekannter Nonchalance hat passieren lassen: Ein maskierter Terrorist, wohlgemerkt der good guy, jagt die Londoner U-Bahn und das House of Parliament in die Luft. Im Namen der Gerechtigkeit, denn das Großbritannien der Zukunft ist ein faschistischer Staat, Menschenexperimente und KZ inklusive. Auch Sprengstoffgürtel und Videobotschaften gehören ins Repertoire der guten Sache von diesem V (Hugo Weaving), der das Mädchen Evey (Natalie Portman) zur Seite gestellt bekommt. Die unauflösbare Diskrepanz zwischen ewigen Werten und deren faktischer Wertlosigkeit – das ist der gegenwärtige Schmerz, den „V wie Vendetta“ mit verblüffender Intelligenz benennt. Im Zweifelsfall propagiert der Film weniger den Terrorismus als ein fröhliches „Anarchy in the UK!“ Mehr Subversion ist im heutigen Mainstream nicht zu haben.