naturgewalten : Miserables Weltraumwetter
Blitzableiter, Staudämme, erdbebensichere Gebäude – so manches hat sich die Menschheit zum Schutz vor Naturgewalten einfallen lassen. Allein, im Kampf gegen den Menschen ist die Natur erfinderisch. Dieser Tage beispielsweise beschert sie uns selten miserables Weltraumwetter. Über der Erde wütet einer der stärksten geomagnetischen Stürme, der jemals gemessen wurde – ein Sturm, der Stromnetze lahm legen kann, Radiofrequenzen stört, Funkverbindungen unterbricht und Satelliten aus ihren Bahnen wirft. Im Luftraum etwa ist der Piloten-Sprechfunk gestört, manche Flugzeuge verschwinden gar kurzzeitig von den Radarschirmen der Bodenkontrolle. Schuld daran ist die stürmische Sonne, die keineswegs so gleichförmig vor sich hinköchelt wie Eintopf auf kleiner Flamme. Eigentlich sollte sie derzeit dem Minimum ihres elfjährigen Aktivitätszyklus entgegenstreben, doch das ist offenbar bloß graue Theorie. Unter dem elfjährigen haben Wissenschaftler andere, gegensteuernde Zyklen entdeckt. Zudem besagt das Ergebnis der neuesten Sonnenuntersuchung, sie sei so aktiv wie seit tausend Jahren nicht mehr.
Derzeit bildet die Sonne auf ihrer Oberfläche verstärkt dunkle Flecken – Regionen, in denen das brodelnde Gas durch starke örtliche Magnetfelder abgekühlt wird. Bricht das Magnetfeld um einen Fleck herum plötzlich ein, kommt es häufig zu einer Eruption, bei der riesige Mengen Energie und Milliarden Tonnen Materie ausgestoßen werden.
Seit zwei Wochen gibt es einen besonders großen Fleck auf der Sonne: Fleck 10486, so seine Nummer. In dieser Woche nun wurde aus der Umgebung des Sonnenfleckes eine Billionen Tonnen schwere Wolke elektrisch geladenen Gases ins Weltall geschleudert. Pech für die Erde, dass sie genau in der Flugbahn der mit 1.000 Kilometer pro Sekunde dahinrasenden Wolke liegt. Mit besagten Folgen. Einen wirksamen Schutz gegen Sonnenstürme gibt es für die Kommunikationsverbindungen über Funk oder Satellit nicht. Da hilft nur eins: vorübergehend abschalten. KENO VERSECK