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Archiv-Artikel

nachruf Ecuadors erste Verteidigungsministerin

Guadalupe Larriva war am 15. Januar als Verteidigungsministerin in Ecuador vereidigt worden. Sie war die erste Frau und nach 25 Jahren die erste Zivilistin in diesem Amt. Bereits einen Monat zuvor war sie vom gewählten linken Präsidenten Rafael Correa für das Amt nominiert worden.

Am Mittwochabend war Larriva in einem Hubschrauber von der Luftwaffenbasis Eloy Alfaro zu einer Nachtübung aufgestiegen. Gegen 21 Uhr hörten die Bewohner in der Nähe der Küstenstadt Manta einen Knall, am Himmel waren Flammen zu sehen. Bisher wurde gemeldet, der Hubschrauber sei mit einem zweiten kollidiert und abgestürzt. Larriva, ihre Tochter und fünf Armeeoffiziere kamen ums Leben.

Für ihre Amtszeit hatte sich die 53-jährige Larriva viel vorgenommen. Die Kontrolle des Präsidenten über das Militär wollte sie stärken, die Soldatengehälter anheben und das Beförderungssystem der Armee transparenter machen. Für Schlagzeilen sorgte sie Anfang der Woche mit der Ankündigung, sie werde das Abkommen mit den USA zur Nutzung des Militärstützpunkts in Manta nicht verlängern. Die Verlängerung des Abkommens wäre in die Amtszeit von Guadalupe Larriva gefallen.

Ecuador und die USA hatten 1999 ein Abkommen mit einer Laufzeit von zehn Jahren abgeschlossen, das es den USA erlaubt, eine Militärbasis in Manta zu nutzen, etwa 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Quito. „Die Sache mit der Basis in Manta ist eindeutig. Die Vereinbarung endet 2009, und es besteht keinerlei Absicht, sie zu verlängern“, sagte Larriva am Montag der venezolanischen Zeitung El Universal. Die US-Basis liegt in unmittelbarer Nähe der Absturzstelle.

Bevor sie Ministerin wurde, war Guadalupe Larriva Universitätsprofessorin für Geschichte und Geografie, Vorsitzende und Abgeordnete der kleinen Sozialistischen Partei Breite Front im Parlament in Quito und Mitglied des Ausschusses für Menschenrechte, Justiz und Strafvollzug im lateinamerikanischen Parlament. Larriva selbst beschrieb sich als „eine Person, die aus den Wurzeln der sozialen Organisationen geboren wurde“. Sie galt als Bewunderin des venezolanischen Präsidenten Hugo Chávez und hatte sich schon lange gegen die Präsenz der US-Truppen in Ecuador ausgesprochen. Sie war seit acht Jahren verwitwet und Mutter von drei Töchtern, deren jüngste beim Absturz mit ums Leben kam.

Es sei, besonders nachts, völlig ungewöhnlich, dass zwei Hubschrauber so nahe beieinander fliegen, wunderte sich Innenminister Gustavo Larrea. Präsident Rafael Correa kündigte die Bildung einer internationalen Untersuchungskommission an. JÜRGEN VOGT