nach dem anschlag: plo-chef mahmud abbas muss sich entscheiden : Der Fehler der Fatah
Hätte Mahmud Abbas doch nur auf Mohammad Dahlan gehört, den ehemaligen Sicherheitschef im Gaza-Streifen und engsten Verbündeten von Abbas während dessen Zeit als Premierminister: Immer wieder hatte Dahlan zur schrittweisen Entwaffnung der Widerstandsgruppen geraten, angefangen bei den eigenen Kämpfern der Al-Aksa-Brigaden. Diese haben sich nun zu dem Selbstmordanschlag bekannt, dem am Freitag im Westjordanland vier israelische Siedler zum Opfer fielen, und damit einen Schatten auch auf Abbas geworfen.
Dass Dahlans Warnungen bei seinen Genossen im Fatah-Revolutionsrat ungehört blieben, lag vor allem am damaligen Präsidenten Jassir Arafat. Doch auch als Abbas dessen Erbe antrat und die Möglichkeit gehabt hätte, dem Chaos militärisch ein Ende zu machen, die eigene Partei unter dem Siegel der strikt politischen Bewegung zu einen und dem militärischen Kampf ein für alle Mal abzusagen, geschah wieder nichts.
Der Palästinenserpräsident, der gleichzeitig das Amt des PLO-Chefs besetzt, möchte mit Israel Verhandlungen führen. Für Verhandlungen sei, so argumentiert er, nicht die palästinensische Regierung, die jetzt von Hamas gestellt wird, sondern die PLO, also er selbst, zuständig. Denn nur die PLO könne sowohl die Palästinenser in den besetzten Gebieten als auch im Exil repräsentieren.
Das klingt wie ein überzeugendes Argument und ist Musik in den Ohren derer, die noch immer auf eine bilaterale Lösung im Nahen Osten hoffen, auch nachdem die Hamas die palästinensischen Wahlen Ende Januar für sich entschied. Allzu viele dieser Optimisten dürfen nach dem Anschlag vom Freitag indes nicht mehr übrig geblieben sein.
Will der PLO-Chef an Glaubwürdigkeit zurückgewinnen, dann muss er jetzt nachholen, was er verpasste, als er noch die Fäden in der Hand hielt. Erst ihre peinliche Wahlniederlage brachte die Fatah-Führung dazu, endlich die Reformen voranzutreiben, auf die der Nachwuchs schon seit Jahren drängt. Dabei geht es um demokratische Strukturen, aber auch um Inhalte. Und solange sich die Fatah nicht von den Al-Aksa-Brigaden lossagt, wird Abbas als Verhandlungspartner von Israel kaum anerkannt werden. SUSANNE KNAUL