morgen : Der geteilte Briefwechsel
Das Leben des Dramatikers Peter Hacks, einst ein bekannter vielgespielter Ost-Theaterautor, kann man ein wenig wie eine tragisch-komische Parabel über den deutsch-deutschen Umgang mit den Ideologien des 20. Jahrhunderts lesen. Erst siedelte er aus dem Westen in den Osten um, dann fiel er dort in Ungnade, schrieb stattdessen Kinderbücher und verteidigte nach dem Mauerfall bockig den stalinistischen Kommunismus. In den Fünfzigerjahren begegnete er Heinar Kipphardt, dessen Familie unter den Nazis gelitten hatte und der deshalb nach dem Krieg nach Ostberlin zog und in die SED eintrat. Kipphardt holte Hacks zum Deutschen Theater, überwarf sich aber bald mit dem Politbüro und kehrte in den Westen zurück, während Hacks im Osten blieb. Die beiden Dramatiker begannen einen intensiven Briefwechsel, der die innerdeutschen ideologischen Auseinandersetzungen auch um eine kulturpolitische Dimension erweiterte: In den Briefen ging es nicht nur um den real existierenden Sozialismus und den Imperialismus, sondern auch um die Autoren Heiner Müller oder Wolf Biermann. Die Schauspieler Eberhard Esche und Dieter Mann lesen morgen aus diesem Briefwechsel, der nach zwanzig Jahren in einem Zerwürfnis endete.