mit james bond auf ferienreise von RALF SOTSCHECK :
Als Brite hat man es schwer. Man kann nicht mal in Ruhe verreisen, denn überall lauern Landesfeinde. Der Geheimdienst MI5 hat pünktlich zum Ferienbeginn eine Internetseite eingerichtet, auf der reiselustigen Briten das Urlaubsvergnügen vorsorglich vergällt wird. So dürfen Fragen, die mit der nationalen Sicherheit zu tun haben, im Ausland keinesfalls in Hörweite von Hotelangestellten oder Taxifahrern diskutiert werden. Vielleicht ist es ja Ussama Bin Laden, der den Kaffee serviert oder das Taxi steuert.
Ins Bett sollte man mit diesen Leuten auch nicht gehen, schon gar nicht mit Bin Laden. Der MI5 warnt eindringlich vor eindringlichen Urlaubsbekanntschaften. Sex mit Fremden könne ganz schnell zur Erpressung führen. Die Mata Haris lauern überall in den Sonnenparadiesen auf die durchgebratenen rötlichen Briten, um sie ins Bett zu zerren, und schon ist es um die britische Sicherheit geschehen.
Am gefährlichsten seien die Russen und Chinesen, warnt der Geheimdienst: Sie seien nie außer Dienst und vermischen auch im Urlaub gern Arbeit und Vergnügen. Die Spione sind so gerissen, dass sie weder Stahlzähne wie bei James Bond, noch Säbel wie bei Dschingis Khan im Mund haben, sondern heimtückisch freundlich sind. „Überschwängliche Gastfreundschaft, Schmeicheleien und die Behandlung als Ehrengast werden von manchen Geheimdiensten benutzt, um die Zielperson für die Anwerbung weich zu klopfen“, lehrt der Geheimdienst. „Die Zielperson fühlt sich dann womöglich verpflichtet, zu kooperieren, um die Gastgeber nicht zu beleidigen.“ Der Brite ist eben höflich. Kaum spendiert man ihm am Strand ein warmes Bier und lobt seine karierte Badehose, wird er zum Landesverräter. Oder er kauft einen Perserteppich.
Stattdessen sollte er lieber online das Formblatt des MI5 ausfüllen. Allerdings muss er sich kurz fassen: Auf dem Denunziantenformular, das es auch auf Arabisch und Urdu gibt, ist nur Platz für 1.800 Buchstaben, um zu verraten, dass einem im Urlaub allzu Gutes widerfahren ist. Der reisende Brite ist nämlich eine Behandlung wie im Hotel „Fawlty Towers“ gewöhnt, jener gleichnamigen Fernsehserie von John Cleese.
Mit der Heimkehr ist die Sache noch nicht ausgestanden, der nervöse Urlauber muss weiterhin auf der Hut sein. Der MI5 hat eine Liste von Warnsignalen zusammengestellt, die dabei helfen, ausländische Spione zu entlarven. Flüchtige Urlaubsbekannte, die mit dem Heimgekehrten Freundschaft schließen wollen oder sich nach seinem Wohlbefinden erkundigen, sind von vornherein verdächtig. Unerwartete E-Mails aus dem Ausland oder plötzliche Besuche von Personen, die „sowieso gerade in der Gegend“ waren, sind ein sicheres Zeichen für Spione. Und wenn sie dann noch Informationen, die offen zugänglich sind, mit einem kleinen Geschenk belohnen, ist der Fall klar. Wenn einem also jemand eine Zigarette anbietet, nachdem man ihm die Uhrzeit genannt hat, sollte man Scotland Yard einschalten.
Wenn Sie, liebe Leserinnen und Leser, im Urlaub irgendwelche Briten treffen, seien Sie möglichst unfreundlich zu ihnen. Sie werden es Ihnen danken und Ihnen nicht den britischen Geheimdienst auf den Hals hetzen.