miroslav klose : Der Ballermann
Wie er da so tanzend alle Glieder von sich warf, konnte man kaum glauben, was bisher so über ihn erzählt wird: Miroslav Klose sei zurückhaltend und ruhig. Ach was, genauso wie seine Teamkameraden trieb er nach dem 2:1 beim HSV Schabernack. Erst entführten sie im letzten Moment die Vizemeisterschaft aus Hamburg und dann äfften sie auch noch den Tanz nach, den die Hamburger in Regie ihres Chefchoreografen Timothee Atouba nach Erfolgen aufführen.
Der Torschützenkönig der Saison, der in 26 Spielen 25 Tore erzielte, ist endgültig in Bremen angekommen. Der zunächst als einfältig geltende Pfälzer ist zum Führungsspieler gereift und neben Ballack Deutschlands Hoffnung auf einen versöhnlichen WM-Ausgang. Sätze wie „Ich schwirre schon in der Nähe von 100 Prozent herum, was die Form anbelangt“ waren von Klose vor einiger Zeit noch nicht zu hören. Solche Szenen schon eher: Beim 2:1 gegen den HSV wand er sich um den starken Verteidiger Boulahrouz und erzielte mit links den so wichtigen Treffer. Zuvor hatte er das 1:0 vorbereitet.
So haben die Bremer etwas, was sie dem HSV voraushaben: einen treffsicheren Sturm. Lange Zeit spielten die Bremer in Hamburg das Spiel des HSV. Der ballführende Mann wurde früh attackiert. Abwehr und Mittelfeld verschmolzen zu einer Startbahn für eigene Angriffe. Dass die Bremer dies weniger gut als der HSV beherrschten, konnte man an der Vielzahl der Chancen ablesen, die der HSV hatte – aber eben nicht nutzte. So konnten sie sich abermals auf etwas verlassen, was der Werder-Trainer seit Beginn seiner Tätigkeit kultiviert: Stürmer aufstellen, die in jeder noch so aussichtslosen Situation treffen. Das kann man an der Bremer Tordifferenz (79:37, das sind 12 Treffer mehr als die nächstfolgenden Bayern) ebenso ablesen wie an einer Vielzahl von Spielen, in denen Werder weniger begeisternden Fußball zelebrierte als in den vorherigen Spielzeiten, aber dennoch häufig, wie gegen den HSV, ein Happy End feierte. Das würde Klose auch gern bei der WM: „2002 habe ich fünf Mal getroffen. Das war schon der Wahnsinn, aber man sollte immer versuchen, sich zu verbessern. Deshalb liegt meine Marke für diese WM bei sechs Treffern.“ OKE GÖTTLICH