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Archiv-Artikel

meinungsvielfalt Montags: Kotzen!

Manchem wird richtig schlecht, wenn er sieht, wer gegen Hartz IV alles demonstrieren will. Dem Kanzler zum Beispiel. Der hat laut dpa eine „gnadenlos populistische Volksfront“ entdeckt. Schröder wörtlich: „Da kann einem richtig übel werden.“

Kommentar von Benno Schirrmeister

Richtig. Das liegt aber in der Natur der Sache: Demonstrieren heißt, die eigene Meinung auf eine massenkompatible Botschaft zu kürzen.Wer sich fragt, was seine Mitkundgeber noch denken, dem wird immer das Kotzen kommen, weil er sich mit ihnen gemein gemacht hat.

So gibt’s in der Öko-Szene jene, die eine fanatisiert-katholische Haltung zur Abtreibung einnehmen. Und andere, die mit völkischem Gedankenmüll hantieren. Wetten, dass die auch bei Anti-AKW-Demos dabei waren?

Das Problem der Montagsdemos: Jene gesellschaftlichen Gruppen, die üblicherweise Protest organisieren, sind an Hartz IV entweder – das betrifft sämtliche Parteien, die Fraktionen im Bundestag haben – beteiligt oder haben, wie der DGB, den Widerstand für beendet erklärt. Also ist das Feld offen für ernsthaft Bürgerbewegte ebenso wie für schillernde Polit-Abenteurer. Eine bunte Mischung. Zu bunt? Die Gefahr ist eher, dass hässliche Schattierungen überwiegen. Vielfältig hingegen ist die Farbe der Demokratie.