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meinungsstark

Krieg in Gaza: „Ist das alles gerecht?“

„Lähmung“ des Sicherheitsrates. UN-Chef Guterres beklagt Scheitern von Resolution über Waffenruhe“, taz vom 11. 12. 23

Israel weitet die heftigen Angriffe auf Gaza aus, nun wird auch der Süden bombardiert, also genau die Orte, wohin die Menschen vor den Angriffen der israelischen Armee aus dem Norden Gazas geflohen sind. Damit wird die kollektive Bestrafung der Palästinenser in Gaza fortgesetzt. Mittlerweile sind es über 17.000 tote Zivilisten, unter ihnen mehr als 60 Prozent Kinder, Jugendliche und Frauen. Die Bevölkerung Gazas wird damit für das barbarische Attentat der Hamas vom 7. Oktober 23 auf unschuldige israelische Zivilisten kollektiv bestraft. Ist das alles gerecht? Nein, es ist nicht gerecht und es ist eine Fortsetzung der bald 100-jährigen Geschichte von Tötung und Vertreibung der Palästinenser. Erinnern wir uns daran, dass die über 2 Millionen Einwohner von Gaza auf 365 km² leben. Der dicht besiedelte Gazastreifen ist tatsächlich das größte Freiluftgefängnis der Welt. Die Frage ist voll und ganz berechtigt: Empfinden die israelischen Soldaten kein Mitleid, dass auf wehrlose Zivilisten erbarmungslos geschossen wird? Elias Jammal, Berlin

Man kommt aus der Empathiefalle des Israel-Palästina-Konflikts nur heraus, wenn man existenzielle Bedrohungserfahrung und Gewalterfahrung auf beiden Seiten immer zusammen denkt. Im Gazastreifen hat sich ein Regime etabliert, das die Auslöschung des Staates Israel und den Ausbau des dicht besiedelten Gebiets zu einer militärischen Festung zum obersten Staatsziel gemacht hat. Dies war eine permanente Kriegserklärung und musste zur Katastrophe führen, die nun auch von der Hamas mit ihrem Massaker ausgelöst wurde. Mit brutaler militärischer Überlegenheitslogik herrscht nun unermessliches Leid in Gaza. Ein Friedenskonzept ist mutwillig auf beiden Seiten verhindert worden und auch die Weltgemeinschaft verfügt über keines.

Burkhart Braunbehrens, Ebertsheim

Ein Anti-Anti-Genozid Diskurs?

„Israel als Symbol des Bösen: Das projizierte Feindbild“,

taz vom 9. 12. 23

Aus amerikanischer Sicht ist es sehr irritierend, dass sich vor dem Hintergrund des Gaza-Krieges ein Anti-Anti-Genozid Diskurs in Deutschland ausgebreitet hat. Spitzenpolitiker der Grünen oder Autoren der taz äußern sich regelmäßig auf eine Art und Weise, die man in den USA nur von der Rechten kennt. Dieser Beitrag ist hierfür nur eines von vielen Beispielen. Auch in meinem Land fordern Menschen in Machtpositionen regelmäßig, dass der Staat noch gewalttätiger gegen verschiedene Minderheiten vorgehen soll, sowohl daheim als auch im Ausland.

Die Lagerhaft für Migranten aus Zentralamerika wird von der gesamten politischen Klasse unterstützt. Aber zumindest für die amerikanische Linke ist der Kampf gegen Völkermord ein elementarer Bestandteil des politischen Engagements. Die Kampagne gegen den saudischen Überfall auf Jemen ist diesbezüglich repräsentativ. Es gibt in kaum einem Land so viele kritische Geister wie in Deutschland. Jetzt ist aber der Moment gekommen, dass sie sich endlich Gehör verschaffen.

taz Leser, USA (Name ist der Redaktion bekannt)

„Die Verheerung der Gesellschaft“

„Brandbrief des UN-Generalsekretärs: Die Weltmächte sind jetzt gefragt“, taz vom 8. 12. 23

Als das Pfalztheater Kaiserslautern vor 5 Jahren Hebbels „Nibelungen“ in der Inszenierung von Oliver Haffner aufführte, sprach dieser davon, dass ihm vor allem daran gelegen war, „die Verheerung der Gesellschaft“ durch dieses Morden darzustellen. Dank an die taz, dass im Kommentar zum Brandbrief von Guterres an den UN-Sicherheitsrat im Zentrum der taz Titelseite genau dies hervorgehoben wurde: die Verheerung aller Gesellschaften im Kriegsgebiet durch die Heroisierung der Vernichtung. Das ist die Langzeitwirkung. Was für eine Begrifflichkeit schon bei Haffner – Verheerung der Gesellschaft!

Hans Raab, Neustadt/Mannheim

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