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meinungsstark

Kleingartenwesen

„Sommerhaus und Sommerglück, ade“, taz vom 17. 4. 22

Zu Recht beschreiben und kritisieren Sie die Situation im Kleingartenwesen. Unkommentiert diese zu verwenden, um, wie so oft, einen Keil zwischen einem Ost- und Westdeutschland zu treiben, erschüttert mich zutiefst. Aufgewachsen in NRW, kann ich versichern, dass es dort nicht mehr und nicht weniger Duckmäuser gab wie in einer anderen Gegend der Erde, in der ich wohnen durfte. Als Kind von Flüchtlingen aus Niederschlesien habe ich gelernt, dass man selbst für sein Leben und Vorwärtskommen verantwortlich ist. Unehrlichkeit, Duckmäusertum hat nicht dazugehört. Aus meiner Sicht verbinde ich es eher mit einer politischen Kultur, in der Spitzeleien unter Nachbarn Vorteile brachten und bekannt waren. Schlimm genug, wenn Menschen dazu gezwungen wurden, oft sicher aus purer Not. In einem Gespräch mit meinem Bruder fielen kürzlich die Begriffe „Ossi“ und „Wessi“. Er meinte: „Diese Einteilung gibt es doch gar nicht mehr.“ Ich musste ihn aufklären, dass dies leider nicht der Fall ist und mehr denn je hier im Osten diese Trennung instrumentalisiert wird für bequeme Opferrollen, in der Politik, in der Presse.

Sabine Klein, Berlin

Katastrophenschutz

„Ehemänner und Kinder unerwünscht“,

taz vom 17. 4. 22

Verantwortlich für den Katastrophenschutz ist in Rheinland-Pfalz das Innenministerium. Hier müsste also die größte Kritik ansetzen statt an einer Ministerin, die nicht zuständig war. Es ist schon sehr bemerkenswert, wie derzeit Jagd auf Verantwortung tragende Frauen gemacht wird und ein Innenminister im Untersuchungsausschuss sagen kann, er habe am fraglichen Tag im Juli nicht ausreichend von einer Hochwasserwarnung gewusst, obwohl sein Haus zuständig war und ist. Ich finde,das sollte mal gut aufgearbeitet werden.

Beatrix Tappeser, Freiburg

Russenkorso

„Was eine Demokratie aushalten muss“, taz vom 10. 4. 22

Abgesehen davon, dass Autokorsos als umweltschädlich abzulehnen sind, könnte man sich doch mit folgenden Plakaten in die russophilen Demonstrationen einreihen: „Gegen die Diskriminierung der russischsprechenden Menschen – keine Sympathie für russische Kriegsverbrecher!“ Oder: „Keine russlandfeindliche Propaganda an den Schulen – kritische Aufklärung über die Gräuel des Angriffskriegs in der Ukrai­ne.“ Wie kann man Heuchelei besser entlarven, als dass man sie zur Kenntlichkeit entstellt? Peter Lucke, Bretzfeld

Souveränität

„In Kiew nicht erwünscht“, taz vom 13. 4. 22

So sehr ich gemeinhin Diplomatie, das abwägende Denken, Handeln und Kritisieren schätze, verstehe ich vor dem Hintergrund des eskalierenden Krieges die recht harsche Rhetorik des ukrainischen Präsidenten und die des ukrainischen Botschafters durchaus. Wer nun mehr Souveränität von Selenskyj und Melnyk einfordert, liegt damit sicher nicht gänzlich falsch. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und uns Deutschen steht es aber gut an, wenn wir nun selbst die Souveränität gegenüber allen Menschen in der Ukraine, walten lassen, die wir einklagen. Matthias Bartsch, Lichtenau

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