meinungsstark:
Und sie las immer die Bild-Zeitung
„Braunes Erbe: Opa war ein Neonazi“, taz vom 5./6. 6. 21
Hallo Herr Gersie, der Text über Ihren Opa hat mich sehr berührt. Nachdem ich in den 1980er Jahren als Teenager die geschichtlichen Zusammenhänge besser verstanden hatte, durchschaute ich die Ansichten meiner Oma plötzlich. Sie verehrte Hitler, verharmloste alles, was die Nationalsozialisten getan hatten und wollte von der Ermordung der Juden nichts wissen – das sei alles übertrieben. Sie las immer die Bild-Zeitung. Wenn ich ihren mir unbegreiflichen Ansichten bei den Verwandtschaftstreffen widersprach oder nachfragte, wurde mir sofort ein „Maulkorb“ verpasst. Böse Blicke meiner Mutter machten mir deutlich, dass das nicht erwünscht sei. Immer musste alles „Friede, Freude, Eierkuchen“ und harmonisch sein. Es gab scheinbar keine Möglichkeit für meine Eltern, anders damit umzugehen. Ihr Artikel hat mir geholfen, denn ich fand das immer schrecklich, musste mich fügen. Meine Oma wurde für unbelehrbar erklärt. Mir ist heute aber auch klar, dass sie keine Bildung, kein „Geschichtsverständnis“ hatte und niemals gelernt hat, ihre eigenen Ansichten zu hinterfragen, obwohl all die Traurigkeit durch den Krieg (Mann 1942 gefallen, alleinerziehend, überfordert) immer mal wieder zur Sprache kam. Wie hätte man damit umgehen sollen?
Claudia Mucha, Wolfsburg
Untaugliche Masken für Bedürftige
„Vorwürfe gegen das Gesundheitsministerium“,
taz vom 7. 6. 21
Dieser Kommentar empört mich zutiefst. Zwar zeigt meine Perspektive (Grundsicherungsempfängerin nach SGB XII) mir schon immer die Wahrheit des Aphorismus „Die Würde des Menschen ist ein Konjunktiv“ – aber hätte man „uns“ (= die Bedürftigen) mal gefragt, wie die Qualität der bereits im Februar und nochmals im April 2021 vom Land NRW kostenlos verteilten FFP2-Masken gewesen ist, müssten „Spiegel“ und „taz“ nicht von „Plänen“ oder „der Idee“ berichten, minderwertige Masken unter Obdachlosen und Hartz-IV-Empfängerinnen zu verteilen, sondern hätten diesen Skandal bereits vor Monaten aufdecken und publik machen können. Als Bezieherin von Grundsicherung nach dem SGB XII habe ich bisher zwei mal jeweils sechs kostenlose „FFP2“- Masken vom Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen (MAGS NRW) erhalten, verteilt durch das Sozialamt der Stadt Ennepetal. Diese waren alle nicht zu gebrauchen: Die Bänder zur Befestigung an den Ohren rissen schon beim Versuch der ersten Nutzung ab. Diese Dysfunktionalität wiesen alle Masken an gleicher Stelle auf, was auf einen Produktionsfehler einer gesamten Charge hinweist. Auch die Zustellung dieser Masken (jeweils ohne die einzelne hygienische Umverpackung) in einem einfachen Papier-Umschlag halte ich für fragwürdig, da es offensichtlich ist, dass die Masken schon durch mehrere Hände gegangen sein müssen. Daher meine Frage: Ist die Gesundheit armer und bedürftiger Menschen in diesem Land etwa weniger schützenswert als die anderer Menschen? Über Antwort aus dem Ministerium für Gesundheit würde ich mich freuen, bitte allerdings vorsorglich darum, von der bisher im Zusammenhang mit Minister Spahn gewohnten Kommunikationsstrategie – „Ich war es nicht und ich bin nicht verantwortlich“ – abzusehen, da dies für mein Empfinden eine Verhöhnung der Bürger & Wahlberechtigten darstellt. Beate John, Ennepetal
Klimawandel trifft nicht alle gleich
„apokalypse der woche: Hitzetod durch Klimawandel“,
taz vom 7. 6. 21
„2018 gab es hierzulande 20.200 hitzebedingte Todesfälle bei Menschen ab 65. Nur in China und Indien lag die Zahl mit 62.000 beziehungsweise 31.000 noch höher – also in Ländern mit deutlich mehr Einwohner:innen.“ Bezogen auf die Einwohnerzahl (!) starben 2018 in Deutschland 10 mal so viele Menschen am Hitzetod wie in Indien! Warum steht das nicht so im Bericht, beziehungsweise warum wird indirekt so getan, als sei es in China und Indien noch schlimmer?
Helmut Schade, Heidenheim
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