meinungsstark:
Es geht um den Waffenbesitz
betr.: Inauguration von Joe Biden und Kamala HarrisDie Demokraten stellen jetzt die Mehrheit im Senat und im Repräsentantenhaus. Aus diesem Grund müsste aus meiner Sicht, nach den schrecklichen Vorkommnissen in Washington, eine Verschärfung des Waffenrechts die erste Amtshandlung Joe Bidens nach seiner Inauguration sein. Und zwar in der Form, dass es im Prinzip keinem Bürger mehr möglich sein darf, eine Waffe legal zu besitzen. Passiert dies nicht, werden wir solche Bilder wie beim Sturm auf das Kapitol mit Sicherheit nicht zum letzten Mal gesehen haben. Ulli Herzau, Berlin
„Der Zynismus des Pöbels“, taz vom 16./17. 1. 21
Der Mob, der Pöbel, die Verachtung
Peter Unfried leistet sich in seinem Wochenendkommentar einen bedauerlichen verbalen Fehlgriff, wenn er vom „Pöbel“ spricht. Im 19. Jahrhundert brachten Adel und Bourgeoisie mit diesem obrigkeitsstaatlichen Begriff ihre Verachtung, gepaart mit Revolutionsangst gegenüber den armen und ungebildeten Unterschichten zum Ausdruck. Im 20. Jahrhundert dient das Wort dem konservativen Bildungsbürgertum als Schmähwort für die hedonistische, angeblich kulturlose Masse, von der es sich gerne abheben möchte. Der Liedermacher Franz Josef Degenhardt karikierte diese Haltung 1965 in seinem Song „Spiel nicht mit den Schmuddelkindern“. Ich möchte nicht das Verhalten des aufgeputschten Mobs von Washington relativieren. Der Schaden für die amerikanische Demokratie ist immens. Aber ich finde, man sollte es mit dem französischen Soziologen Pierre Bourdieu halten, der sich in Anlehnung an Spinoza zum Grundsatz machte: Nicht verlachen, nicht bemitleiden, nicht verachten, sondern verstehen! Bleibt die von Unfried gestellte Frage: Was tun? Die Antwort findet sich vielleicht in der gleichen taz, in Stefan Reineckes Besprechung des neuen Buches des US-Philosophen Michael Sandel. Überschrift dort: „It’s the Gemeinwohl, stupid!“
Martin Grohmann, Stuttgart
Die Relativität des Gesagten
Wir sollten uns vielleicht einmal daran gewöhnen, zu sagen „Der Apfel folgt der massebedingten Raum-Zeit-Krümmung“, anstatt zu sagen „Der Apfel fällt vom Baum“. Nehmen wir die Verzerrungen des heute Gesagten noch wahr, wenn Politiker und Fernsehmoderatoren gut frisiert vor den Kameras erscheinen, während Normalo sich einmal wieder nach einem Besuch beim Haarschneider sehnt? Wenn man sich im Bundestag gegenseitig die Augen aushackt über Fragen, wie viel Impfstoff an wen geliefert wird, anstatt den Bürger einmal vernünftig über die Verfahren und Wirkweisen der verschiedenen Impfmethoden zu informieren? Wenn, angesichts eines DAX-Höchststandes während der größten Krise der Nachkriegszeit, niemand mehr die vielleicht wahren Ursachen der hohen Infektionszahlen, nämlich das Weiterlaufen sämtlicher Betriebe in der Republik, benennt? Diese Gedanken kamen mir bei der Lektüre zum neuen Zynismus.
Christoph Wilmanns, Papenburg
Aufgeklärter fairer Journalismus?
„Feindbild Impfgegner“, taz vom 14. 1. 21
Sehr geehrte Frau Eike Bruhns, danke für diesen Artikel! Und ich wollte mir schon erstmals eine Süddeutsche kaufen! Ich habe tatsächlich an dem aufgeklärten „fairen Journalismus“ der taz gezweifelt! Bin ich, wenn ich Demeterware gut finde und lange Haare habe, ein Eso-Hippie-Querdenker-Rechtsradikaler? Bin ich, weil ich über Stärkung von Immunschwellen nachdenke, ein Eso-Hippie-Querdenker-Rechtsradikaler? Bin ich, weil ich über die Geldmacht einiger Mediengroßverdiener wie Bill Gates nachdenke, ein Verschwörungstheoretiker? Bin ich, weil ich viel mit der Freien Waldorfschule zu tun hatte in meinem Leben, vielleicht schon, ohne es zu merken, in die Nähe der Reichsbürger gekommen …? Sie haben mir mit Ihrem Debattenbeitrag eine neue Grundlage gegeben! Als taz-Leser mindestens! Danke! Erleichtert! Ulrich Gauerke, Berlin
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