meinungsstark:
Die Wahrheit liegt in der Mitte? Nein!
„Erstaunliche Vorstellungen“, taz vom 2. 9. 20
Sie berichten über die Meinung, dass „viele Nachrichten, die eigentlich wichtig sind, in den normalen Medien verschwiegen werden“. Die beiden gegenwärtig wichtigsten Informationen, die nötig sind, um das enge Zeitfenster zu erkennen, in dem die für die Menschheit existenzielle Klimakatastrophe noch abgewendet werden kann, sind „CO2-Budget“ und „Kippelemente“. In den Medien hört man dazu viel Geschwafel, aber wenig, das es klar auf den Punkt bringt. Wird es „verschwiegen“? Mehrheitlich wohl nicht mit Absicht, sondern aus Unfähigkeit bezüglich naturwissenschaftlicher Inhalte. Mein Vorwurf: In geisteswissenschaftlicher Tradition suchen Medien bei kontroversen Themen die Wahrheit in der Mitte. Das hat bei gesellschaftspolitischen Belangen seine Berechtigung. In naturwissenschaftlichem Zusammenhang ist diese Methode völlig fehl am Platz. Durch sie bekamen Klimaleugner über Jahrzehnte eine wirksame Plattform, obwohl sie längst widerlegt waren. Rudolf Pausenberger, Lauf
Die Rettung: Der öffentliche Verkehr
„Das grüne Dilemma“, taz vom 7. 9. 20
Der klimapolitisch notwendige Rückbau des individuellen Pkw-Verkehrs zwingt zum Rückbau der Autoindustrie, führt aber zum Aufbau einer Mobilitätsindustrie. Dazu gehören die verstärkte Produktion von Bussen und Bahnen, aber auch Betrieb und Wartung des auszubauenden öffentlichen Verkehrs. Damit und mit der Aufwertung von Handwerks- und Pflegearbeitsplätzen finden die Beschäftigten der Autoindustrie künftig Arbeit, wie unlängst in einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung ausgeführt. Es muss nur politisch gewollt und sozialpolitisch flankiert werden. Achim Heier, Bremen
Raus aus dem Bus – rein in die Bahn?
„12,90 Euro im Fernverkehr: Sonderangebot für junge Leute“, taz vom 7. 9. 20
Sorry Kids – ich hab keine Lust auf euch im Zug. Ich fahre regelmäßig Langstrecke und zahle – ich mache das nicht aus Jux und Spaß am Vergnügen. Also bleibt bitte zu Hause und haltet Abstand! Hans-J. Reich, Braunschweig
Und wie sinnvoll ist das, was wir tun?
„Bullshit-Jobs: Arbeiten für die Echokammer“,
taz vom 4. 9. 20
Liebe Ariane Lemme: „Macht doch alle, was ihr wollt“? Nein! Nein! Nein! Ich bin gerade in den letzten Wochen und Monaten jedem soliden Journalisten dankbar, der uns hilft, alles zu verstehen, zu hinterfragen, kritisieren, durchleuchten, kommentieren. Ich möchte dieser schreienden Menge da draußen nicht ausgeliefert sein. Und: Ich habe keinen Bullshit-Job. Obwohl ich mir oft auch nicht so sicher bin, wie sinnvoll oder sinnlos meine Arbeit ist. Aber wer ist das schon?
Susanne van der Sanden, Bremen
„Uralte Mächte“ des Kapitalismus
„Linke gegen Coronalied“, taz vom 3. 9. 20
Liebe taz, dass sich (m)eine Partei (m)ein Coronalied „nicht zu eigen macht“, ist doch selbstverständlich! Wo kämen wir denn sonst hin? Parteien und Kunst ergaben noch nie schöne Mixturen. Die taz findet aber auch, meine Liedzeile gegen „uralte Mächte“ sei rechtsaffin. Ähnlich beschuldigte der Spiegel im Oktober 2015 sogar die linken Anti-Freihandels-Demos, „rechtsaffin“ zu sein. Neue Beschuldigungsmethode gegen links? Denn die eigentlich stets prokapitalistischen Rechtsextremen mogeln sich seit 100 Jahren in populäre Antikapitalismus-Sprechs. So was heißt „soziale Demagogie“. Die neumodische Behauptung „rechtsaffin“ sollte darum nachdenklich, analytisch, aber nie wahllos und „nach Klang“ aufgestellt werden! Andernfalls würde die taz Teil jener medialen Einschüchterungsmechanik, die Linken gar nicht mehr erlauben will, populär gegen „uralte Mächte“ des Monopolkapitals zu protestieren. Diether Dehm, Liedermacher und MdB
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