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meinungsstark

Unser ganzes Pflegesystem ist krank

„Vierzig Minuten mehr am Tag“, taz vom 3. 8. 20

Weil im Pflegesystem vielfach schon vor Corona Grenzen permanent überschritten wurden, sollte Alarm geschlagen werden. Sowohl für das Pflegepersonal als auch für die Pflegebedürftigen ist festzustellen: Es gibt mehr Zuwachs, als die Kapazitäten erlauben – Zuwachs an Hilfsbedürftigen, Pflegegraden und Problemen, an Finanzierungslücken, Regelwerken und Zeitbedarf. Unter diesen Bedingungen bleiben Essen und Körperpflege sowie Gespräche, Ausgänge und Beschäftigungen schon mal auf der Strecke.

Ein Renner auf Messen sind 24-Stunden-Windeln, bald

sicher auch Cyber-Schnickschnack zur Ablenkung. Damit es weniger auffällt, dass mangelnde Pflege und Zuwendung Unwohlsein bewirken, noch eine bunte Bonus-Pille als Zusatzkost im Potpourri des abendlichen Pharmacocktails.

Wer kontrolliert eigentlich die Administration und die Behörden als Heimaufsicht? Brauchen wir geschulte Pflegeanwält:innen und investigative Journalist:innen oder auch mehr beherzte und organisierte Verwandte und Betreuer:innen, die Missstände abstellen helfen?

Und das dicke Ende: Die große Welle der Babyboomer-Jahrgänge kommt bald „in die Jahre“. Martin Rees, Dortmund

Schule: Undurchdachte Hilflosigkeit

„Schulstart nach den Sommerferien: Es geht wieder los“,

taz vom 3. 8. 20

Wir Eltern werden mit „Maskenpflicht“ und „Unterricht in Kohorten“ beschwichtigt, dabei sitzen unsere Kinder aus mehreren Schulen morgens und nachmittags in völlig überfüllten Bussen dicht gedrängt beieinander oder sitzen in AGs und betreuten Schulgruppen bunt gemischt beisammen. Nach der Schule kennen die Kids keine Kohorten und treffen sich mit ihren besten Freunden, Nachbarschaftskindern, dem Freundeskreis, von den ganzen Erwachsenen, die ein Kind täglich trifft, ganz zu schweigen.

Wie sollen die angeordneten Hygienemaßnahmen an unseren Schulen wirksam sein? Ich halte sie für undurchdachte Hilflosigkeit! Warum überlässt man die Wahl nicht uns Eltern?

Kinder, die zu Hause lernen und die von der Schule gestellten Aufgaben erledigen, sollten vom Präsenzunterricht befreit werden dürfen. Anhand meiner eigenen drei Kinder habe ich in den letzten vier Monaten festgestellt, dass die Heimarbeit hervorragend funktioniert. Mir ist völlig bewusst, dass nicht alle Eltern diesen zeitlichen Mehraufwand leisten können, aber wir Eltern sollten zumindest die Wahl haben.

Es geht hier nicht nur um die Zukunft, sondern auch um unsere Kinder. Das Recht auf körperliche Unversehrtheit gehört zu den Grundrechten eines Menschen. M. Wittfot, Stolpe

Echokammern spalten Gesellschaft

„Coronaleugnung breitet sich gefährlich aus“,

taz vom 3. 8. 20

Solange wir das Angebot der GAFA (Google, Amazon, Facebook, Apple) nutzen, stärken wir deren Geschäftsmodell: Daten sammeln, verkaufen, Gewinne machen. Deren Köder dafür sind Wut, Hass, das Belohnungssystem. Das schafft Aufmerksamkeit. Ihre Algorithmen belohnen dies mit immer neuen Angeboten. Die kennen unsere Wünsche besser als wir selbst und verstärken sie zu Echokammern, Filterblasen. (Der Terrorist Breivik lebte in solch einer Blase.)

Google und Facebook verstärken dieses Weltbild, das unsere Gesellschaft spaltet. Warum nutzen wir sie trotzdem immer noch? Paul Schwedtke, Plön

Jugendliche sind zukunftsorientiert

„Warum es schön ist, deutsch zu sprechen“, taz vom 1./2. 8. 20

Ein Kaleidoskop der Ansichten von sechs Jugendlichen aus verschiedenen Ländern. Ansichten, die weltoffen, wichtig, witzig, ernsthaft und argumentationsstark sind. Und nicht zuletzt zukunftsorientiert, trotz oder gerade wegen Corona. Hören wir also genau hin, dann gewinnen auch wir eine Zukunft, die lebenswert ist! Peter Stolt (75), Lohe-Rickelshof

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