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meinungsstark

Vaterland kalt – Heimat warm

„Nicht unsere Heimat“, taz vom 16. 2. 19

Sehr geehrte Frau Fatma Aydemir, sehr geehrte Frau Hengameh-Yaghoobifarah, am besten klären wir eins vorweg: Ein Minister, der sich an seinem 69. Geburtstag darüber freut, dass an diesem Tag 69 Menschen nach Afghanistan abgeschoben werden, ist eine Schande für sein Land, und dass er immer noch Minister ist, macht diese Schande mit jedem Tag größer. Lassen Sie uns also bitte nicht über Seehofer reden, sondern über Heimat.

Der Hunsrücker Edgar Reitz hat in seinen Filmen über seine Hunsrücker Heimat, aber auch über Not, Emigration und Auswanderung das Thema bereits in allen Facetten filmisch ausgeleuchtet. Meist bekommt man solche Filme ja nur auf Arte zu sehen und dort fiel mir eines Tages auf, dass der Film auf Deutsch „Heimat“ und auf französisch „La patrie“ hieß. Nun sind aber „das Vaterland“ und „die Heimat“ im Deutschen zwei sehr unterschiedliche Begriffe. Das Vaterland ist ein kaltes Neutrum, für das man aber in den Krieg ziehen und sein Leben opfern soll, während die Heimat vor allem unsere Mutter ist, die uns gesäugt, gewickelt, getröstet und schließlich Sprechen und Laufen gelernt hat. Diese erste und ursprüngliche Heimat kann frau/man verlieren, auch davon erzählt uns Reitz, aber man/frau sucht sich dann eine neue und das ist dann der Platz, an dem frau/man, falls frau/man möchte, selbst wieder Kinder auf die Welt bringen kann.

Heimat ist also ein sehr warmes Wort und der Ort, den es meint, ist der Ort, an dem wir uns geborgen fühlen können. Wir wollten ja nicht mehr von Seehofer sprechen, aber: Als Abschiebeminister ist er der Minister der organisierten Heimatlosigkeit. Menschen, die durch Not, Krieg und Elend ihre erste Heimat verloren haben und die sich getreu dem Motto der Bremer Stadtmusikanten „Etwas Besseres als den Tod finden wir überall“ auf den Weg in eine neue Heimat gemacht haben, werden wieder ihrer Heimat beraubt. Walter Altvater, Mutterstadt

Mir fehlen die Worte

„Bis zum Tod im Gefängnis“, taz vom 14. 2. 19

Wie kann man von Vergewaltigung von Mädchen schreiben und das dann als „Kindersex-Eskapaden“ bezeichnen!? Erst fehlten mir die Worte, dann wurde mir übel bei dieser Wortwahl von Wolf-Dieter Vogel. Das ist kein Kindersex – das ist brutale sexuelle Gewalt an Mädchen. Das sind auch keine Eskapaden – was für ein wohlwollender Begriff, als ginge es um übermütige Ausrutscher und nicht um vorsätzliche, wiederholte Vergewaltigung. Anja Köstler, Haar

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