meinungsstark:
„Was euch kaputt macht“, taz vom 7./8. 7. 18
G20: Handlanger von Olaf Scholz?
Danke für diesen Artikel mit Stellungnahmen aus verschiedenen Perspektiven. An „Jonas“: Zumindest bist du ehrlich, schon mal was. Aber inhaltlich: Sorry, beim besten Willen, das ist ziemlich mau. Merkst Du eigentlich, dass ihr genau das gemacht habt, was „die Herrschenden“ von euch erwartet haben? Bock auf Action, Spaß, wenn’s knallt, Selfies vor Feuern … es lebe der Narzissmus des kleinen Autonomen.
Die „Bullen“ brauchten das SEK, um in die Schanze zu kommen. Wow, was haben wir für eine Macht! Der „Linken“ habt ihr einen Bärendienst erwiesen, weil’s sich hinterher als Rechtfertigung für Verschärfungen gut macht. Ein bisschen mehr Hirn könnte nicht schaden, wenn man politisch ernst genommen werden will. Ingrid Buck, Hamburg
Ziviler Ungehorsam – von gestern?
Die Abgeordnete sagt, „das hatte mit legitimen Protesten gegen den Gipfel längst nichts mehr zu tun“. Weil aber wohl niemand die Plünderung von Geschäften und andere Gewaltausbrüche ernsthaft legitimiert, wird auf diesem Weg nur ein Scheindiskurs geführt. Ist es nicht vielmehr so, dass derart riesige Polizeiaufgebote wie in Hamburg und anderswo legitime Formen von Protest und zivilem Ungehorsam kaum mehr zulassen? Ist es nicht so, dass die Verhältnisse im Diskurs über die innere Sicherheit in Gänze nicht mehr stimmen? Auf den Prüfstand gehörten ein offenbar aus dem Ruder laufendes Selbstverständnis der Polizei und ihre Binnenkultur – einschließlich der gesetzlichen Grundlagen für ihr Handeln in Theorie und Praxis.
Mit den derzeit überall neu entstehenden Polizeigesetzen, die vor allem das Vorfeld konkreter Gefahren als Aktionsraum erschließen, wird die Verhinderungspraxis der Polizei weiter verschärft. Friedlicher Protest, der Wirkung und Präsenz in der öffentlichen Wahrnehmung gerade auch durch Aktionsformen zivilen Ungehorsams erreicht, wird immer mehr unmöglich. Die Folge: Auf der einen Seite dreht sich die Spirale mentaler und materieller Aufrüstung der Polizei einschließlich der Ausweitung ihrer Befugnisse immer schneller, während Aktionsformen zweckfreier Gewalt auf der anderen als Ultima Ratio erscheinen – oder auch umgekehrt. Michael Schütte, Hannover.
Lernmaschine auf zwei Beinen
„Die Extremlernerin“, taz vom 7./8. 7. 18
Liebe Frau Kleinheyer, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem ersten juristischen Staatsexamen und danke für das offene Interview über Ihre Lernphase der Vorbereitung. Beim Lesen nahm ich verschieden Perspektiven ein: Als Mutter bin ich in Sorge, ob diese Lebensphase meines Kindes zu wenig Freiraum für die Entwicklung der Sozial- und Personalkompetenzen bietet. Mein Kind ist motiviert beim Studieren, und ich nehme wahr, dass kaum Zeit für Familie, Freizeit und Freunde bleibt. Ich bin in Sorge, dass das Auspowern während des Studiums geschieht, und die Kraft und Energien später für die Arbeitswelt und Familie und unsere Gesellschaft fehlen.
Als Pädagogin kritisiere ich unser zum Teil überzogenes, einseitiges Leistungssystem, bei dem junge Menschen ins Bulimie-Erlernen verfallen oder zu Lernmaschinen mutieren. Die Lebensfreude wird bestimmt durch Ziffern in Form erhaltener Leistungspunkte. Wie viele Möglichkeiten der ganzheitlichen Entwicklung gibt es während oder im (Jura)Studium?
Als Bürgerin wünsche ich mir engagierte junge Menschen, die Anerkennung nicht nur über ein bestandenes Examen und Selbstdisziplin bekommen, sondern die erfahren, dass ihr Menschsein mit seinen vielfältigen Möglichkeiten für unsere Gesellschaft wichtig ist. Damit dies gezeigt werden kann, sollte eine Änderung der Studienstruktur überdacht werden – zum Beispiel Creditpoints für soziales Engagement, duales Studium mit integrierter Praxiserfahrung, damit die Variationen von Problemen lebensnah erlebt werden und Lösungswege anschaulicher entstehen. Name ist der Redaktion bekannt
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