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meinungsstark

Ist Simon Strauß nur gewollt naiv?

„Schützengräben des Geistes“, Debatte über den Schriftsteller Simon Strauß, taz vom 9. 1. 18

Der Artikel kämpft gegen einen Strohmann, was deswegen unschön ist, weil der Autor seine Zeit und seine Intelligenz in jemanden hätte investieren können, der wirklich rechts ist, davon laufen derzeit ja genug herum, statt sich ein Feindbild zu konstruieren, das vor allem auf einer nur sehr kursorischen, doch recht großzügig Passagen weglassenden Lektüre der Texte von Simon Strauß beruht.

Was mich unendlich ermüdet, ist ein Aburteilen ohne das vorherige Bemühen um Verstehen. Man muss Strauß kritisieren dürfen, wenn er schwierig formuliert, ohne Frage. Ich habe ihn als jemanden erlebt, der mit Kritik offen umgeht, der dazulernen möchte. Vielleicht könnte man das in Zukunft ja einfach mal ausprobieren, zwei bis drei Gänge im Ton zurückfahren und auf Diskurs setzen. Vor einigen Wochen habe ich Simon Strauß getroffen. Wenn man wie ich in Bayern lebt, dann kommt man schwerlich durch den Alltag, ohne mal Konservative, Reaktionäre, Burschenschaftler aller Art und Rechte erlebt zu haben.

Ich glaube, ich erkenne rechtes, reaktionäres Gedankengut und ich erkenne auch konservatives Gedankengut. Was ich mit einiger Überzeugung sagen kann, ist: Simon Strauß ist weder rechts, noch hat er Sympathien für die Neue Rechte. Es gab keine Äußerung, keine Haltung, die auf dergleichen hingedeutet hätte in unserem Gespräch. Vielleicht ist er konservativ, das kann sein, aber zum einen wäre das ja nun wirklich kein Verbrechen, zum anderen habe ich schon sehr viel konservativere Konservative erlebt als Simon Strauß. Im Gegenteil: Ich habe ihn erlebt als jemanden, der sehr offen denkt und redet, das mag für manchen unorthodox offen sein, und ich hatte den Eindruck, dass eben das seine Haltung ist, dass das gewollt ist: Er will offen und, vielleicht könnte man sagen, gewollt naiv, neugierig durch die Welt gehen. Man kann das für unvorsichtig halten. Vielleicht liege ich falsch, ich kann ja nicht in seinen Kopf schauen. Aber ich kann wirklich keinen Hinweis darauf erkennen, dass Simon Strauß rechts ist.

Katharina Herrmann, Haar

In Aleppo helfen, Herr Strauß?

„Schützengräben des Geistes“, taz vom 9. 1. 18

Simon Strauß muss nicht vor seiner Fantasielosigkeit kapitulieren und vor lauter Langeweile auf „früher“ neidisch sein, nur weil zuvor noch Chancen zum Aufbau von Zerstörtem bestanden. Wie wäre ein Blick über den Tellerrand?

Er könnte sich zum Beispiel nach Aleppo oder Kobane aufmachen und dort sogar richtig mit anpacken – nicht im völkischen Sinne, sondern im Sinne einer internationalen Solidarität jenseits seines eigenen Tellerrands, dort, wo sie dringend benötigt wird.

Es könnte ihm sicher dabei helfen, sich endlich nützlich zu fühlen und bei etwas Sinnvollem mitzuwirken.

Manuela Kunkel, Stuttgart

Biedermann und Saubermann

„Abmahnung für ,kleinen Höcke‘“, taz vom 9. 1. 18

Ja, was ist davon zu halten, wenn die AfD ihrem Bundestagsabgeordneten Herrn Jens Maier eine Abmahnung gibt?

Im Grunde genommen nichts, denn Aussage und Wortwahl des Herrn Jens Maier kommen nicht von ungefähr und solche „Entgleisungen“ aus dem Kreise dieser Partei gibt es nicht zum ersten Mal, auch wenn er erklärt, dieser Tweet sei nicht von ihm gekommen, sondern einem Mitarbeiter.

Im Prinzip geht es doch für die AfD nur darum, ihr Biedermann-Image zu behalten, damit diese Partei sich nicht selbst entlarvt! Diese Partei versucht, mit einem Saubermann-Image auf Stimmenfang zu gehen; aber dass diese AfD auch keine Scheu hat im Umgang mit, zum Beispiel, den Identitären, darf man nicht vergessen, und darum ist diese Abmahnung von dieser Partei an ihren Bundestagsabgeordneten Herrn Maier für mich nicht mehr als ein kleines Lüftchen – was natürlich wieder sehr medienwirksam verpackt wird.

René Osselmann, Magdeburg

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