piwik no script img

meinhard rohr zur lage der nation im spiegel seines wissens

Früher, als ich noch auf Linksaußen spielte, da war das Verurteilen, Verfluchen und Verwünschen der bundesdeutschen Fußballnationalmannschaft gang und gäbe und Usus. Keine Flanke, die nicht als aggressiver, raumgreifender, im Endeffekt also imperialistischer Akt zu verurteilen gewesen wäre und dann auch lauthals verurteilt wurde. Das ist vorbei, passé, finito. Statt dessen versammeln sich die Menschen vor Leinwänden auf Straßen, Plätzen und Boulevards – um wen anzufeuern? Eine Nation, die sich gewaschen, geschrubbt und gepudert hat. Nur bei interkulturellen Veranstaltungen, Großereignissen und „Events“ wie der Fußball-WM haben wir Gelegenheit, das pikante Prinzip „Weltkrieg“ auf denkbar harmloser Ebene durchzuspielen, durchzuexerzieren und durchzudeklinieren. Dreimal D für Deutschland! Wie befreiend es sein kann, Deutschland mal nicht zu kritisieren, sondern es anzubellen! Deutschland! Ahh, wie gut das tut! Macht alle mit! Deutschland! DEUTSCHLAND!

Diese Kolumne erscheint in loser, aber leider häufiger Folge

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen