mein kind ist zu schlau : Hauptsache: Anders
Gab es schon immer – schräge Kinder mit Begabungen. Konnten gut Fischer-Technik, gut Heimcomputer und lasen mit Sieben ‚Peter Moosleitners interessantes Magazin‘. Doch auf dem Schulhof kamen sie weniger gut klar. Und so gab es für Technikbegeisterung eine Eins, im Sozialverhalten arge Abstriche. Wenn nun besonders (einseitig) Begabte wie in Remscheid schon im Kindergarten aufgespürt werden sollen, dann ist das eine seltsame Trüffelsuche.
KOMMENTAR VONCHRISTOPH SCHURIAN
Denn das hochbegabte Kind liegt voll im Trend. Statt sich mit dem Sozialverhalten der Kleinen zu befassen und aufzuspüren, was wirklich schief läuft, wenn sie ihre Mitschüler bespucken, werden nicht Wenige wie Eislaufprinzessinnen in Watte gepackt. Hochbegabung dient als Universal-Entschuldigung. Selbst ihre schlechten Leistungen sprechen nicht gegen die überaktive Hirnrinde, sondern umgekehrt für die Unterforderung des Nachwuchses.
Gut fühlen sich dabei vor allem die Eltern. Die dauercastende Gesellschaft feiert Talente und auch deren Papas und Mamas, die stolz wie Oskar im Publikum stehen, froh darüber, wenigstens etwas Besonderes erzeugt zu haben.
Dass Kinder sich nicht langweilen sollen, dass ihre Begabungen gefördert gehören, versteht sich von selbst. Das Drama des begabten Kindes jetzt bereits im Kindergarten zu beginnen, wird zu noch mehr sozialem Autismus führen.