margot käßmann, landesbischöfin : Die spät Erleuchtete
Die hannoversche Landesbischöfin Margot Käßmann hat sich wieder zu Wort gemeldet, und wie immer meinte sie es gut. Thema diesmal: der Klimawandel. „Unsere Entwicklungswerke weisen seit Jahren darauf hin, dass gerade die ärmsten Länder die schlimmsten Folgen zu tragen haben“, verkündete die Bischöfin, als sei diese Information nicht spätestens seit Al Gores Klimafilm 2006 weltbekannt. Besondere Hilfe müsse den Menschen im Pazifik zukommen, „deren Inseln von Überflutung bedroht seien“.
Wahrscheinlich bekommt Margot Käßmann jeden Morgen riesige Aktenberge auf den Schreibtisch gelegt, in denen alles Wichtige drin steht. Aber weil sie als Landesbischöfin so viel zu tun hat, kommt sie manchmal erst Jahre später dazu, die Akten zu lesen. So sagte sie zum Start einer kirchlichen Kampagne gegen Kinderarmut im Juli, schuld an dem Missstand seien neben Arbeitslosgikeit „auch die wachsende Zahl von Menschen mit ungenügend bezahlten Jobs“. Die Hartz-IV-Diskussion war da schon längst vorbei, aber egal. Wenn Margot Käßmann etwas begriffen hat, sollen es alle wissen.
Käßmann kämpft stets für das, was möglichst viele andere auch gut finden. Sie kritisiert Sterbehelfer wie Hamburgs ehemaligen Justizsenator Roger Kusch und fordert zugleich, dem „Sterben einen würdigen Raum“ zu geben. Vor den Olympischen Spielen in Peking gehörte sie zu denen, die schwarze Armbänder an Sportler verteilten, um gegen die chinesische Tibet-Politik zu protestieren. Brennt in Ludwigshafen ein von Türken bewohntes Haus ab, ist Käßmann zur Stelle und warnt vor einer „in kulturelle Lager zerfallenden Gesellschaft“. Es gelte, „die Sprachlosigkeit zwischen Christen und Muslimen“ zu überwinden.
Dennoch steht Käßmann in dem Ruf, „frischen Wind“ (DPA) in die Evangelische Landeskirche zu bringen. 2007 war sie die erste deutsche Bischöfin, die sich scheiden ließ. Sie habe kurz daran gedacht, ihr Amt niederzulegen, erklärte sie später. Stattdessen wurde dann aber der Oberkirchenrat aus Schaumburg-Lippe suspendiert, der ihr den Rücktritt nahe gelegt hatte. WIE
Fotohinweis:MARGOT KÄSSMANN, 50, macht seit 1999 als Bischöfin der Hannoverschen Landeskirche von sich reden. FOTO: DPA