loki schmidt, nicht bloß kanzlergattin : Eine patente Person
Jetzt sagen alle: der Helmut war’s. Wär er nicht gewesen, tja, die Hannelore – seit Menschheitsgedenken kurz: Loki – wäre weder als Ehrenbürgerin in die Hamburger Annalen eingegangen noch mit den Zierpflanzen Puya loki-schmidtiae und Pitcairnia lokiae als Namenspatronin in jene der Botanik; ja, wär der Helmut nicht, die Loki wäre weiter nichts gewesen als eine landläufige Lehrerin, ein Mauerblümchen gar.
Dabei verhält es sich genau umgekehrt. Smoky ohne Loki? Hätt’s nicht gegeben. Als die beiden 1942 heiraten, verdient sie das Geld – und finanziert damit sein Bummelstudium. Vielleicht, weil sie gelernt hatte, dass der Mensch nicht vom Brot alleine lebt. Aufgewachsen im Hamburger Arbeiterviertel Hammerbrook mangelt es an fast allem, auch am Essen. Geigenunterricht kriegt sie trotzdem, mit fünf. Und greift sich das Pflanzenlexikon aus dem elterlichen Regal – Kinderbücher gibt es halt keine.
Dem Geistigen zugeneigt, bleibt sie ein handelnder Mensch, durch und durch: „In meinem Leben gab es immer so viel zu tun, hier zu helfen, da zu helfen“, vertraute sie unlängst Reinhold Beckmann an, „dass ich nicht dazu gekommen bin, mich sehr viel ins stille Kämmerlein zu setzen.“ Und so steht’s außer Frage: Loki war es, die ihm soufflierte, als Helmut, der Tatmensch – die Sturmflut! – die Bühne der großen Politik betrat.
Dass sie später den Lehrerjob aufgab: Nach einem 16-Stunden-Tag brauchte er abends eben sehr spät den warmen Teller auf dem Tisch. So spät, dass für sie, die Lehrerin, die erste Schulstunde langsam begann, zu früh anzufangen – nun gut. Feministin war sie trotzdem, so sehr, dass ihr das Thema herzlich egal war: „Mir reicht es, wenn jemand tüchtig ist“, sagt sie, „ob es ein Mann ist oder eine Frau, ist mir gleich.“ Und dann erst Loki als Grüne avant la lettre: 1976 ihre Stiftung zum Schutze gefährdeter Pflanzen. Visionär! Und das mit einem Gatten, der sagte, wer Visionen hat, solle zum Arzt gehen.
Was hätte Loki nicht alles werden können – ohne ihren Helmut. Deshalb hier die Forderung: mit der Ehrenbürgerschaft für Frau Schmidt sie dem Herrn Schmidt zu entziehen. MAP
Stunden wachte jüngst die gestürzte HANNELORE „Loki“ SCHMIDT, 89, bis sie Hilfe rief – Helmuts Nachtruhe zuliebe. FOTO: DPA