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Archiv-Artikel

logologie (2) Das Gräten-Mikro

Was früher das Wappen war, ist heute das Logo. Designern gilt das Logo als Königsdisziplin – Grund genug für die taz, Logos aus Bremen und umzu in einer Serie unter die Lupe zu nehmen.

Wenn alles auf den Hund gekommen ist, dann sind es die Katzen, die sagen: Wir können auch anders. Und sie sagen es nicht nur, sie schreien es heraus. Weil sie moderne, technisch versierte Katzen sind, haben sie sich ein Mikro besorgt. Weil sie böse Katzen sind, ist es ein Mikro aus Fischgräten. Weil sie entschlossene Katzen sind, stehen sie nicht mit hängenden Pfoten herum, sondern reißen das Mikro an sich – dieses Logo operiert mit energiegeladener Aggression, die sie gleichzeitig ironisch bricht. Verwendet wird es von der Oldenburger Veranstaltungsagentur Hornstein Entertainment (früher: Tasty Entertainment). Und es ist ein programmatisches Logo, das geradlinig auf die Kindertage der Popkultur verweist: In den 1950er Jahre bezeichneten reaktionäre Kräfte den Rock‘n Roll abschätzig als Cat Music, was Bands wie die Stray Cats oder die Pole Cats zum ironischen Zitat in ihren Bandnamen veranlasste. Außerdem neu in den 1950ern: Der Angry Young Man, ein Rollenmodell, das James Dean weltweit bekannt machte und das hier als Angry Young Cat eine Renaissance erfährt. Wichtig auch, was Hornsteins Katze da mit dem Mikro eingefallen ist: Wie die Rockmusiker der ersten Stunde produziert sie ihren Sound, indem sie die Instrumenten-Gebrauchsanweisung bewusst missachtet. Hendrix beispielsweise spielte seine Gitarre mit der Zunge, die Logo-Katze verstärkt ihre Stimme mit den Resten ihrer Mahlzeit. Ein dichtes Logo also, das nur ein Problem birgt: Es ist nicht völlig deckungsgleich mit dem Profil der Firma Hornstein Entertainment. Denn die veranstaltet nicht nur Konzerte von The Sweet oder Aufführungen der Rockoper Tommy, sondern auch die Nacht der 5 Tenöre und den Schwanensee. Klaus Irler